Der entscheidende Heimsieg

– Bamberg verteidigt das Double und lobt den Gegner aus Berlin – 27 Heimsiege für Brose Baskets – Große Party in „Freak City“

Berlin/Bamberg (dapd). Am Ende toste und donnerte es in der „Frankenhölle“, dass man es regelrecht mit der Angst bekommen konnte. Im infernalischen Lärm wummernder Techno-Beats, umhüllt vom Platzregen der Konfettischnipsel, präsentierten die Spieler der Brose Baskets Bamberg den mehr als 6.000 euphorisierten Basketball-Verrückten den Meisterpokal, der für ein weiteres Jahr in Oberfranken verbleibt.

Mit 72:65 (29:30) hatten die Bamberger auch ihr 27. und letztes Heimspiel der Saison gegen einen deutschen Gegner gewonnen. Der entscheidende Sieg in der eigenen Arena war dem Titelverteidiger schwerer gefallen, als vorher allgemein vermutet. „Ich möchte Alba und den Berliner Fans gratulieren“, sagte der Bamberger Coach Chris Fleming. „Sie haben die Saison gedreht und sehr viel Herz gezeigt.“

Jacobsen: „Ich liebe Freak City!“

Dass die Berliner, in Spiel eins und drei der Serie in der Stechert-Arena klar unterlegen, im Dezember gar historisch gedemütigt, den Bambergern im Entscheidungsspiel einen großen Kampf bis zur letzten Sekunde geliefert hatten, wertete die Party für die Oberfranken nur auf. Casey Jacobsen freute sich sichtlich auf die Feierlichkeiten: „Es wird eine bessere Party als in Dallas, ich liebe Freak City!“

Bamberg machte mit dem Sieg im fünften Spiel der Finalserie die Verteidigung des Doubles aus Pokal und Meisterschaft perfekt – als erste deutsche Mannschaft überhaupt. Im entscheidenden Moment, als in der Saison 2010/11 nur noch wenige Sekunden verblieben, setzte sich mit den erfolgreichen Dreiern von John Goldsberry und Brian Roberts die Qualität des Teams durch, das vor den Playoffs überhaupt nur zwei Spiele verloren hatte.

„Es war ein extrem enges Spiel, bei dem winzige Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben haben“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Der Heimvorteil ist extrem wichtig. Man muss es sich über eine Saison verdienen, dass man das letzte Spiel zu Hause hat.“ Bambergs Casey Jacobsen sah das ähnlich: „Die Fans haben einen sehr großen Anteil. Wir hatten den Heimvorteil, den haben wir auch gegen ein sehr starkes Alba-Team gebraucht.“

Nur einmal wurde es still in der Arena

Nur einmal, nach Bryce Taylors wuchtigem Dunking im dritten Viertel, verstummte der Lärm der Bamberger Fans kurzzeitig. Taylor war es auch, der Alba 1:43 Minute vor dem Ende mit einem Dreier mit 64:62 in Führung warf. Doch Bamberg ließ sich von den unerwartet starken Berlinern nicht aus der Ruhe bringen und hatte nach zwei Dreiern 37 Sekunden vor dem Ende den Meistertitel praktisch gesichert. „Bamberg hat am Ende einfach Würfe getroffen, und die Zuschauer sind ins Spiel gekommen“, resümierte der Berliner Spielmacher Heiko Schaffartzik. „Immer wenn wir geschlagen wurden, sind wir zurückgekommen, das zeigt unseren Charakter“, sagte Casey Jacobsen.

Brian Roberts, der den vorentscheidenden Korb von außen versenkte, schwenkte anschließend im grellroten Meister-T-Shirt die Trophäe im Takt der Musik. „Freak City“, die Stadt der Basketball-Verrückten, beheimatet für ein weiteres Jahr das beste deutsche Team. Bambergs Center Kyle Hines, der zum Sieg am Samstag zwölf Punkte beisteuerte, wurde zum wertvollsten Spieler der Finalserie gekürt.

Auch Nowitzkis Unterstützung half nicht

Den Berlinern half am Ende auch die moralische Unterstützung des besten deutschen Basketballers nichts, die NBA-Meister Dirk Nowitzki Alba-Teammanager Mithat Demirel, seinem Spezi aus gemeinsamen Nationalmannschaftstagen, vor dem fünften Spiel per SMS zugesichert hatte.

Auch die Berliner feierten noch ein kleines bisschen. Bis nach Mitternacht ließen die rund 700 mitgereisten Fans zusammen mit der Mannschaft bei Freibier und Würstchen die Saison ausklingen, draußen, auf dem Parkplatz vor der Arena, auf dem längst nur noch die Busse mit Berliner Kennzeichen standen. Die Bamberger Party-Karawane war da schon weitergezogen. Hinein ins jubelnde Herz von Freak City.

Formel Eis

– Formel-1-Champion Sebastian Vettel fuhr auf der Straße des 17. Juni eine Ehrenrunde. Trotz Bibberwetters waren einige Tausend Zuschauer gekommen

Der Weltmeister macht seine Hausaufgaben. Prüfend bewegt er die Sohle seines rechten Schuhs über das rutschignasse Pflaster, geht auf die Knie, um mit der flachen Hand den angrenzenden Asphalt zu inspizieren. Dann weicht Sebastian Vettels kritischer Blick einem Grinsen. „Gut, dass kein Schnee liegt, Spikes haben wir nicht dabei“, sagt er und lacht sein Vettel-Lachen. Um die schnellste Rundenzeit geht es nicht an diesem Novembermittag.

„Sebastian Vettels Ehrenrunde durch Berlin“, so ist die Veranstaltung auf der Straße des 17. Juni angekündigt worden. Rein meteorologisch ist der Empfang, den die Stadt dem neuen Formel-1-Champion bereitet, äußerst frostig, dennoch sind einige Tausend Berliner gekommen.

Als der Moderator um 12:50 Uhr feierlich erklärt, von Vettels Dienstwagen würden gerade die Heizdecken entfernt, hätte wohl mancher gerne mit den vier Pneus getauscht, die wohlgewärmt die kurze Fahrt vom Brandenburger Tor zur Yitzhak-Rabin-Straße und zurück antreten. Doch schon rollt der Champion mit seinem RB6-Boliden, den er selbst nur „Randy Mandy“ nennt, aus der Garage.

Ein Auftritt auf der Fanmeile, genau wie die Fußballer 2006 und 2008 – mit dem Unterschied, dass Vettel tatsächlich den Titel im Gepäck hat. Die kurze Berlin-Rundfahrt findet in improvisierter Umgebung statt. Direkt neben der Strecke türmt sich ein Erdhaufen. Entlang der Fahrbahn hat man provisorische Leitplanken gezogen, an den Wendekreisen keine Reifenstapel, sondern weiße Sandsäcke.

Vettel beschleunigt, ein bisschen. Vorbei geht es am Sowjetischen Ehrenmal, in gemächlichem Tempo, wegen des doch sehr holprigen Belags. „Das ist ja hier eine Baustelle“, sagt der 23-Jährige hinterher und lacht wieder sein Vettel-Lachen. Nein, nein, es sei „schon kein schlechtes Gefühl, auf die Siegessäule zuzufahren“. An den Scheitelpunkten der engen Strecke ist dann auch Platz für Spaß. Vettel lässt den Motor aufheulen und dreht sich mit qualmenden Reifen mehrfach um die eigene Achse. Die Fans jubeln. Dann geht es zurück. Durch die kahlen Bäume des Tiergartens meint man, eher einen trompetenden Elefanten als ein Rennauto näherkommen zu hören. Der Reifenqualm ist noch nicht verzogen, da entsteigt Vettel schon wieder seinem glänzenden Gefährt.

„Janz jut“ sei das gewesen, findet Dietmar aus Reinickendorf nach der Show. Er ist dem Anlass entsprechend gekleidet, trägt Motorradjacke und ein rotes Käppi mit dem Namen eines Reifenherstellers. Er sei ja „eigentlich Schumi-Fan“, gibt er zu. „Aber ich bin hier, um als Formel-1-Fan Vettel meine Ehre zu erweisen.“ Nur der Klang sei wenig authentisch. „Der konnte ja überhaupt nicht ausfahren. Wenn bei einem richtigen Rennen mehrere Wagen mit Topspeed an einem vorbeirauschen, dann wackelt die Bauchdecke.“ Auch bei Eftychios Latinakis blieben die mitgebrachten Ohrenschützer ungenutzt. Der Deutsch-Grieche und sein Sohn Filimon hatten dennoch Spaß. Der Junior beschreibt, warum Vettel sein Liebling ist: „Er ist ein richtig guter Fahrer. Und er macht oft Scherze.“

Mit der Currywurst aber meint es Vettel dann doch ernst. „Die muss ab und zu sein, besonders in Berlin“, sagt er und beschreibt noch schnell den Weg zu seinem Lieblingsimbiss: „Da hinten links,unter der S-Bahn am Bahnhof Friedrichstraße“.