Eine richtige Postbotin

Du willst die Post austragen, haben sie gefragt und gelacht, du, ein Mädchen, ein türkisches Mädchen? Na klar, hat sie gesagt, unsere Ministerin ist doch auch eine Frau, was ist schon dabei. Nazan Özbek lacht: Tansu Çiller, kennen Sie die noch?

1993 war das, die Türkei hatte eine Frau als Ministerpräsidentin, und der Wedding hatte eine türkische Postbotin. 1993, Nazan Özbek weiß das noch genau. Zahlen sind kein Problem. Auf die Briefe fürs Seniorenheim hat sie eben noch schnell die Nummern der Wohnungen gekritzelt, in dünner Bleistiftschrift, das spart ein paar Sekunden.

Ursprünglich, sagt Nazan Özbek, wollte sie Polizistin werden, aber das ging nicht, Schuld war ihr Pass, der damals noch türkisch war. So ging sie zur Post. Ihr Zustellbezirk hat die Nummer 10: Gerichtstraße, Ruheplatzstraße, Antonstraße, zurück auf die Ruheplatzstraße und dann rauf auf die ewig lange Schulstraße, das ist ihre Route. Immer vor sich herschiebend den Security-Zustellwagen, so nennt die Post das. Er sieht aus wie ein großer gelber Rasenmäher, darin sind Platz für drei Plastikkästen voller Briefe, zwei kleine Kästen sind das und ein großer, für die A4-Sachen.

Security, ein Name wie von einer Versicherungsfirma, wie ein todsicheres Versprechen, aber das Versprechen ist nur ein winziges Schloss an der Vorderseite. Vor ein paar Wochen, Nazan Özbek stopfte gerade wieder in einem Hinterhof Kuverts in die Schlitze, da haben sie ihr vorne die Klappe des Wagens aufgerissen und einen der Schlüsselbunde geklaut. Nur die Schlüssel, sagt sie, keine Ahnung, was die damit wollen.

Sie hat dann an die Hausverwaltungen geschrieben, aber bisher ist nichts passiert. Weswegen sie jetzt, in der Antonstraße, mal wieder darauf warten muss, dass ihr jemand aufmacht. Das sind die Minuten, die ihr nachher fehlen werden, Minuten, die für Esra gedacht waren, ihre Tochter. E, S, R, A, die Mutter buchstabiert es sorgsam, sie ist für mich alles. Wie mein Auge.

Zwölf ist Esra im Mai geworden, aber sie geht schon in die siebte Klasse. Manchmal hilft Nazan Özbek ihr abends bei den Hausaufgaben, aber oft ist die Mutter auch einfach nur müde, total kaputt nach fast elf Stunden im Dienst. Vor halb sechs komme ich selten raus, sagt sie. Mehr als zehn Minuten dauert die Mittagspause eigentlich nie.

Heute hat sie um sieben Uhr früh damit begonnen hat, ihren Arbeitstag aus den gelben Boxen zu nehmen und in die Fächer mit den Hausnummern zu stecken. Rot, blau, gelb, jede Straße hat eine andere Farbe, nur die Schulstraße ist weiß, das ist schön, sagt Nazan Özbek, weiß, das ist meine Lieblingsfarbe. Zweieinhalb Stunden steckt sie Briefe, Magazine, Werbeprospekte in die engen Fächer, jeden Morgen, bevor es hinausgeht auf die Straße.

Vor dem Zustellstützpunkt Gerichtstraße, einem fünfstöckigen Backsteinbau, ist es da noch ruhig, der Wedding döst noch ein bisschen, aber drinnen ist längst alles wach, alles laut. Kisten stapeln sich zwischen zwei Meter hohen Trennwänden, die Gänge sind eng, ständig steht man im Weg, dürft ich mal, danke. Nazan Özbek steht in ihrem winzigen Bereich, eine kleine Frau mit dunklem Pferdeschwanz, sie trägt ein weites, postgelbes Hemd und eine dunkelblaue Hose mit großen Seitentaschen für die Einschreiben, Einschreiben werden immer am Körper getragen, alte Postregel. Aber vorher noch einscannen, einmal um die Ecke, schräg über den drei Scannern hängt ein Poster, darauf ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu sehen und auch die türkische. Başarılar dileriz, steht dazwischen, das bedeutet: Wir wünschen euch viel Glück. Sieben türkischstämmige Kollegen hat sie hier, alles Männer. Ein paar Frauen gibt es auch, aber alle im Innendienst. Ich gehe raus, sagt Nazan Özbek, ich bin eine richtige Postbotin!

Sie hat sich auch mal für den Innendienst beworben, hatte extra einen EDV-Kurs gemacht, 1997 war das, ein Jahr lang, immer sonntags, Abschluss mit sehr gut, aber dann sagte der Chef, dass er doch niemanden brauche für drinnen.

Ihre Turnschuhe kauft sie immer eine Größe größer als normal, die Füße, sie werden dick mit der Zeit. Schwarz sind die Schuhe, nur das Nike-Zeichen auf den Fersen, das ist gelb wie die Post.

Um 9:24 Uhr lässt Nazan Özbek den Zustellwagen in den Lastenaufzug rumpeln. Oben auf dem Briefstapel eine H&M-Tüte mit einer silbernen Thermoskanne, in der nur Wasser ist, und ein Päckchen Tempos. Sie war krank gewesen, ein paar Tage, und als sie zurückkam, waren die meisten der roten Gummibänder weg, mit denen sie die Briefe zusammenschnürt, und auch die Aufkleber mit den Hausnummern hatte jemand von den Schlüsseln gerissen. Ich arbeite ganz schön sauber, sagt Nazan Özbek.

Um 9:53 Uhr hat sie die Laufhäuser an der Gerichtstraße schon hinter sich und parkt den gelben Wagen vor der Ruheplatzstraße 24. Laufhaus, so nennen sie bei der Post einen Aufgang, bei dem die Schlitze noch in den Wohnungstüren sind und nicht unten im Erdgeschoss. Dann müssen die Zusteller all die Treppen hoch, in den muffigen Altbauten. Allzu viele Laufhäuser liegen nicht auf Nazan Özbeks Route. Dafür ist sie länger als andere Strecken.

Rund 145 Aufgänge liegen vor dem Feierabend, jeden Tag, 1.719 Haushalte, Nazan Özbek hat extra noch mal nachgezählt, darunter drei Heime, an manchen Tagen sind das 7.000 Zustellungen. Und wenn die Leute in ihrem Bereich zu wenig Post bekommen, dann kriegt sie am Ende des Jahres ein paar Hausnummern dazu, acht waren es beim letzten Mal. Wieder ein paar Meter mehr für die Füße in ihren winzigen Nike-Schühchen. Schnell laufen sie zwischen den Stopps, man kann kaum Schritt halten.

Ich bin alleinerziehende Mutter, sagt Nazan Özbek, das ist die Antwort.

Mit zwölf ist Nazan Özbek nach Berlin gekommen, vor 30 Jahren also, aus Izmir, kennen Sie Izmir, fragt sie, es ist wunderschön dort. Aus der Türkei kam auch ihr Mann. Drei Wochen hatten sie, um sich kennenzulernen, ein Jahr nach der Hochzeit zog er zu ihr nach Deutschland. Die Geschichte von Nazan Özbeks Ehe ist kurz, sie erzählt sie zwischen drei Aufgängen, aber sie will nicht, dass sie in der Zeitung steht. Wegen Esra. Wie eine Blume, sagt die Mutter, so erziehen wir Esra. Kinderärztin will sie werden, die Tochter der Postbotin. Studier mal, hat ihre Mutter ihr gesagt, dann hat wenigstens eine von uns beiden studiert.

Ihre Eltern, Esras Großeltern, die haben früher bei Siemens gearbeitet, beide, ihr Vater als Dreher, die Mutter am Band, mit einem Lötkolben in der Hand und einer großen Lupe vor dem Auge, so winzig waren die Teile. Meine Mutter hat mir später sehr geholfen, sagt Nazan Özbek, ich musste ja immer arbeiten.

Im Hof der Volkshochschule stehen sie und rauchen, Deutschkurse ab 9 Uhr. Nazan Özbek hat nie einen Kurs gemacht, sie hat die Sprache in der Schule gelernt, wie alle Türken damals, quasi nebenbei. So wie sie sich das Kochen beigebracht hat, einfach zugeschaut hat sie der Mutter. Ich habe immer alles alleine gemacht, sagt Nazan Özbek, meine Eltern konnten doch so wenig Deutsch und hatten so viel zu tun.

Auf der anderen Seite der Kreuzung, vor dem italienischen Restaurant, grüßt sie im Vorbeigehen schnell noch einen Mann im Galatasaray-Trainingsanzug, auf Türkisch, ein kurzes Lächeln. Danke, die Po-hoost, ruft Nazan Özbek ansonsten in die steilen Aufgänge, wenn jemand endlich den Summer gedrückt hat. Und dann schnell weiter. Manchmal gibt’s nette Kunden, sagt sie, die drücken, wenn sie mich sehen.

Sie macht immer die gleiche Strecke. Das hilft. Wenn du anfängst, als Springer, dann kennst du die Routen nicht, du bist der Lückenbüßer, wenn ein Zusteller krank ist oder frei hat, sie setzen dich ein, wo du gerade gebraucht wirst. Insgesamt sieben Jahre war sie Springer, von 1992 bis 1997 und dann noch mal nach Esras Geburt, von 2003 bis 2006. Da ging sozusagen alles nochmal von vorne los.

Um 10:58 Uhr hat Nazan Özbek die Post fürs Bezirksamt zugestellt, dessen Eingang unter dem riesigen Baugerüst und den Staubplanen kaum zu erkennen ist, und biegt links in die Schulstraße ein. Ich kenne den ganzen Wedding, sagt sie, besser als Reinickendorf, wo ich wohne, Sprengelkiez, Brunnenviertel, Osloer, ich war hier schon überall unterwegs. Nicht überall war es so ruhig wie hier. An der Sprengelstraße damals, die Messer, die Jugendlichen, die haben sich gestritten, da hatte ich immer Angst, sagt Nazan Özbek, aber passiert ist nie was, zum Glück.

Und einmal stand vor einem Haus schon die Feuerwehr, aus dem ersten Stock kam dunkler Rauch, aber die Post, die haben die Leute an dem Tag trotzdem bekommen.

Ich bin Fisch, sagt Nazan Özbek, mit einem Bein schon im nächsten gefliesten Hauseingang, Fisch wie Albert Einstein. Fisch ist das einzige Sternzeichen, bei dem Männer und Frauen gleich sind. Geburtstag, sagt sie, habe ich am gleichen Tag wie mein Vater, Superzufall, oder? Zuverlässig, treu, großzügig, sagt Nazan Özbek, so sind die Fische. Sie wirft den letzten Brief in den Kasten. Auch sensibel, sagt sie leise.

Dann rollt der gelbe Rasenmäher schon wieder übers Pflaster, immer die lange, laute Schulstraße hinunter. Wenn man jeden Tag draußen arbeitet, sagt Nazan Özbek, wird man auch fröhlich. Merken Sie, ich lache immer!

(erschienen im September 2013 auf Tagesspiegel.de)

Wilder, weiter, Wedding

Auf der Suche nach einem Stadtteil. (Der Tagesspiegel, Sept. 2013)

I. GRAU IST DIE STADT

Mit der Hässlichkeit geht es schon mal los. Dieser Beton. Dieser Asphalt. Die Müllerstraße: der Schering-Klotz. Das Bürgeramt. Karstadt! Das Finanzamt an der Osloer. Reinickendorfer, Badstraße, ganz egal, alles wenig besser. Graue Nachkriegstürme wachsen aus dem Alltag, an allen Ecken und Enden. Traumhafte Tristesse. Bald vielleicht als Fotostrecke auf Tagesspiegel.de: „Die hässlichsten Gebäude des Weddings“. Absoluter Klickgarant, Leserliebling, bestimmt.

Und dann biegt man um die Ecke, und dann wird es plötzlich Licht. Bitte was? Ein antiker Tempel, der da dem räudigen U-Bahnhof Pankstraße trotzt. Strahlende Schinkelkirche St. Paul. Vier Säulen für ein Halleluja. Heller Stein, hohe Türen. Schlichtheit. Schönheit. Aha? Ist das jetzt hier die Toskana? Man möchte ihn dann gleich noch mal einbestellen, den alten Christo, damit er das wunderschöne Giebelhaus verhüllt und den kantigen Turm gleich mit, ein bisschen Schutz vor all dem Smog, den die Kiez-Checker in ihren dicken dunklen Audis in die Luft ballern, wenn sie aus der zweiten Reihe vor den Gemüseläden ihre Kickstarts hinlegen. Unter vier Auspuffen geht ja eh schon mal gar nichts hier, eisernes Prollgesetz, Paragraf eins. Oder so.

Willkommen im Wedding! Nicht „in Wedding“, wie es sonst in dieser Zeitung so sachlich heißt. Nein, dieser Wedding ist ein „der“, ein Typ, und was für einer! Eure Abziehbildchen könnt ihr wegschmeißen, am Grenzübergang Bernauer oder wo immer ihr rüberkommt. Hinter jedem Klischee steht ein Weddinger, der ihm in den Arsch tritt.

Merken: Wer hierherkommt, braucht einen Grund. Die meisten aber schießen schnell quer durch, die verlängerte Stadtautobahn namens Seestraße, die schlangenartige B96 hoch oder runter, unterm Bayer-Kreuz hindurch zum Hauptbahnhof oder weiter in den schönen Westen. Fies und grau ist es links und rechts der Autofenster der Durchreisenden, die überall hinwollen, nur nicht hierher. Nicht leicht dagegenzuarbeiten, wenn man als jahrelanger Draufgucker beginnt einzudringen in dieses staubtrockene Biotop.

Wächst hier was?

 

II. STOLZ UND VORURTEIL

Wedding und Gesundbrunnen: 81 Jahre lang eigenständiger Bezirk, heute nur noch zweifacher Ortsteil. Gehört jetzt alles zum schicken Mitte, was natürlich an sich schon ein Spitzengag ist. Denn Schrumpfen, nicht Wachstum, ist hier großes Leitmotiv, vor 100 Jahren waren sie noch 350.000, die Weddinger, heute kriegen sie gerade noch 160.000 zusammen. Einst boten sie dem deutschen Fußballmeister Heimat, heute können sie sich, wenn sie wollen, noch viertklassiges Eishockey anschauen, beim Schlittschuh-Club Berlin, in einem Betonsarg von einer Halle, kalt wie das weiße Oval in der Mitte und mit ähnlich viel Kratzern, und manchmal kommen 100 Leute.

Und die Müllerstraße, der einstige Ku’damm des Nordens? Hier fahren die Rolltreppen der schicken Kaufhäuser von einst mittlerweile direkt ins Spielcasino. Arbeiterbezirk, Arbeitslosenbezirk, Armenbezirk? Ansichtssache. Die Zahl der Menschen mit festem Job (knapp 43 000 Ende 2012) ist fast dreimal so hoch wie die der Arbeitslosen (gut 15 000 im Juni 2013), teilt das Landesamt für Statistik mit. Ein Arbeitsloser pro tausend Quadratmeter Wedding. Ist das viel?

Verwirrende Infos wie diese nimmt man mit auf die Straßen, hinein in den Wild Wild Wedding. Mit der Videokamera sind wir zunächst unterwegs, kleines Filmchen machen zum Reinkommen. Unterwegs, um dumme Fragen stellen: Warum Wedding? Was ist der Wedding? Und dann erzählen einem die Leute, dass sie wahnsinnig froh sind, dass es überhaupt noch Sachen wie das Gesundbrunnen-Center gibt. Wenn’s dit nicht gäbe, wär’ hier jar nüscht. So reden sie, immer noch.

Man erwartet, dass die Deutschen über die sogenannten Ausländer schimpfen, und das tun sie dann auch ein bisschen. Man erwartet, dass die sogenannten Ausländer über die Deutschen schimpfen. Tun sie nicht. Stattdessen schimpfen sie über die lasche Polizei, den Dreck und die Kriminalität.

Vor dem Bürgeramt an der Osloer klagt ein bärtiger Mann darüber, wie die Behörden ihn verarschen und wie das überhaupt hier aussieht, wie ein Gefängnis, wie Nicaragua, jedenfalls aber nicht wie Deutschland.

Am Bio-Markt auf dem Leopoldplatz schwärmt eine reizende Französin vom „Mülti-Külti“. Und dann sind da noch die beiden Jungs mit ihren Basecaps, Müller-, Ecke Triftstraße, die halb cool, halb drohend an uns vorbeiwippen und – ohne stehen zu bleiben oder auch nur einen Tick langsamer zu werden – unseren Interviewversuch gleich mit der einfachsten, weil frechsten Gegenfrage kontern: „Video? Gibt’s da Geld für?“

Ja, Jungs, ihr habt es bitter nötig, das Geld, das es nicht geben wird. Aber wer nicht in dieser Stadt? Erst im August haben sie, hier an der Müllerstraße, auf eine 84-jährige Musikladen-Besitzerin eingestochen – für ein paar Flöten aus der Auslage.

Also, was jetzt? Kein Geld? Dann verpisst euch.

Der Inhalt des eigenen Portemonnaies, seit jeher der kleinste gemeinsame Nenner der Weddinger. Bettelarm nicht wenige, auch das so erfolgreiche Prime Time Theater, wo sie die herrlich durchgeknallte Bühnen-Soap „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ aufführen, seit 2004, gerade läuft Folge 86 („Döner-Donut-Dauerdienst“), und nirgendwo sonst nehmen sich Kartoffeln und Kanaken so auf die Schippe – Humor als effektivste Integrationsarbeit. Fördermittel aber gibt es keine mehr. Noch ein Grund, auf die „Prenzlwichser“ und das neureiche Gesocks von nebenan zu schimpfen. Stolz und Vorurteil, hier wie da.

Deutschlands berühmtestes Arbeitsamt steht übrigens auch im Wedding, Müllerstraße 16, Stammgast in der ARD-Tagesschau. Lange das Standardbild beim Thema Arbeitsmarkt, hinter Jan Hofer, Dagmar Berghoff und Co., wirklich wahr. Millionen Westdeutsche sahen es Monat für Monat: das eckige rote A auf rundem weißem Grund, die Treppe, die grauen Kacheln, den roten Türrahmen. Das Arbeitsamt, es ist natürlich längst ein Jobcenter, und letztes Jahr, an Hitlers Geburtstag, haben sie es mit Farbbeuteln und Steinen beworfen, um viertel vor zwei nachts.

Überhaupt: Von 20 Nachrichten, die zum Wedding über den Ticker laufen, findet man mitunter nur eine, die nichts mit Kriminalität zu tun hat. Es ist dann aber nicht klar, ob das mehr über den Wedding sagt oder mehr über das Bild, das die Medien von ihm zeichnen.

In dieser einen Meldung geht es übrigens um den Mauerpark, der längst schon zur Ikone des chronisch hippen Nachbarn Prenzlauer Berg geworden ist. Und der sich nun, 24 Jahre nach der Wende, endlich, endlich zum Wedding hin geöffnet hat. 24 Jahre. Allein das erzählt viel von den Grenzen, die noch durch diese Stadt verlaufen.

Im Norden des Mauerparks, auch das ist ein Teil von Gesundbrunnen, man mag es kaum glauben, wollen sie bald teure Wohnungen bauen, jetzt ist da noch ein Schrottplatz. Nur mit dem Protest sind sie westlich des Tunnels wieder ein bisschen spät dran gewesen; drüben, in Prenzlauer Berg, haben sie viel früher gegen die Bebauung und die Zuwegung mobilisiert. Man kommt sich ohnehin nur sehr langsam näher, in kleinen Grüppchen zunächst, wie bei den Radtouren von „Nächste Ausfahrt Wedding“, gestartet vor einigen Jahren von zwei neugierigen Prenzlauerbergern.

Aber langsam, langsam kommen sie rüber. Noch sind die Inseln, die die Kreativen im Wedding kultivieren, nur lose verbunden. Eine liegt sorgsam versteckt hinter einem Studentenwohnheim, unter mächtigen Eichen. „Hausbrauerei Eschenbräu“, steht auf der kleinen Leuchttafel, in Comic Sans, der Standardschrift für Gemeindeblättchen. Klar, man kommt nicht für die Verpackung her, sondern für den Inhalt. Fürs Bier. Und das, was ein gewisser Martin Eschenbrenner 2001 als studentischen Zeitvertreib begann und was heute ein 14-Personen-Unternehmen ist, schmeckt wie die Weddinger selbst: ungefiltert und eigen und bisweilen großartig.

Es tut sich wieder was im einstigen Brauereistadtteil Wedding, acht Stück waren hier mal angesiedelt, zur großen Zeit um 1900, von ihnen ist ansonsten übrig eine bröckelnde Brandwand an der Prinzenallee: Was trinken wir? Schultheiss Bier.

Aber legendär gesoffen wird natürlich nach wie vor, hinter vergilbten Gardinen und toten Pflanzen. Typen wie Bukowski, Lowry, Tom Waits hätte es hier gefallen, den großen Pichlern und Denkern, Bukowski allen voran. Hier würde er sitzen, im „Magendoktor“, im „Klammeraffen“, in der „Trümmerlotte“ oder einer der tausend anderen Kaschemmen, am äußersten Rand des Tresens, würde den billigsten Fusel saufen wie Wasser und irgendwann vom Schemel taumeln in die Nacht und sich an der nächstbesten Ecke mit dem nächstbesten Schläger anlegen – geprügelt vom Leben und ihm jede Nacht aufs Neue die Stirn bietend. Wenn es einen deutschen Bukowski gibt, in diesem Berlin des Jahres 2013, dann sitzt er jetzt irgendwo im Wedding und trinkt still vor sich hin. Wir werden erst in 30 Jahren von ihm lesen.

Die guten Trinkerstuben gab es schon immer, als der Himmel noch erleuchtet war von den Schloten der Eisengießereien, als die AEG hier produzierte und die BMAG, als Osram und Rotaprint Tausenden Arbeit gaben, harte Arbeit – und die macht immer am durstigsten.

 

III. EIN STADTTEIL ALS LABOR

Und heute? Taugt der Wedding oder das, was von ihm übrig ist, als Objektiv auf das große, unverständliche Ding Berlin? Für das, was hier schiefgelaufen ist und noch schiefläuft?

Zumindest kann man hier noch heute gut sehen, was aus Vierteln werden kann, wenn man sie in Versuchslabore umwandelt. Verkündet durch Bürgermeister Willy Brandt im März 1963, ab den 70ern dann durchgeführt: die Kahlschlagsanierung. Wie hässlich schon das Wort klingt. Ihr fielen unzählige Altbauten zum Opfer, das Brunnenviertel haben sie damals gleich ganz plattgemacht. Hier, im von der Mauer eingebauten „Tiefen Wedding“, dem allerletzten Zipfel West-Berlins, entstand, in Sichtweite der DDR, ein gigantischer Wohnquader neben dem anderen. Und kaum einer sagte was, auch damals schon, während in Kreuzberg die rührigen Bewohner Vergleichbares zu verhindern wussten.

Wer allerdings die alten Mietskasernen verherrlichen will, sollte sich erst anschauen, wie die Arbeiterfamilien so gehaust haben in diesen Löchern, im Mitte-Museum an der Pankstraße kann man das sehr gut tun, nur ein paar Meter vom Schinkeltempel und den Konterfeis der drei Brüder Boateng, gewachsen auf Beton, sponsored by Nike.

Nein, es waren auch früher schon keine schönen Zeiten, wenn du Arbeiter warst im Wedding, an den ersten Maitagen 1929 haben sie gleich Dutzende von ihnen abgemetzelt. „Roter Wedding“, das war fortan blutige Doppeldeutigkeit, von Erich Weinert in ein kommunistisches Kampflied gemünzt, von Ernst Busch später adaptiert. In dessen Version das bis heute nachhallende Versprechen: „Der Wedding kommt wieder!“

Der Rote Wedding, er marschiert nun schon länger nicht mehr, und doch gibt es plötzlich ein paar, die die alte Ansage einzulösen scheinen.

Behutsam treten sie auf, die Weddingworker, sie kennen sich alle untereinander, aber sie wollen nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Die Verschönerung wird nach den Erfahrungen anderswo in der Stadt immer öfter als schöner Vorbote gnadenloser Aufwertung gefürchtet, also tastet sie sich auf leisen Sohlen vor. Als dunkles Ungetüm am Horizont: die Gentrifizierung, das böse Wort, das keiner freiwillig in den Mund nehmen will. Ein zweites Kreuzkölln, ein zweites Prenzlberg gar, das wollen sie hier auf gar keinen Fall heranzüchten.

Und doch gibt es da schon diese Inseln im Meer, das Wedding heißt: Eine liegt auf dem Dach eines riesigen Kaufhauses und heißt Himmelbeet, eine andere gleich ganz im alten Fleischtheken-Ambiente: der Supermarkt an der Brunnenstraße. Büroplätze für Selbstständige, ein Café und Begegnungsraum für Kreative. Selbst die Telekom hat hier, mitten im schmuddeligen Brunnenviertel, schon Platz für Seminare gebucht. Über fast eine ganze Ladenzeile erstreckt er sich schon, doch jetzt soll erst einmal Schluss sein mit der Ausbreitung, sagen die Betreiber. Keine falschen Zeichen setzen, an die Bewohner, die Umgebung. Sollen erst mal auch andere kommen können.

Ausgeschenkt wird das trübe, kalte Bier des Martin Eschenbrenner übrigens auch hier, nur ein paar Meter weiter, im „Volta“, einem kleinen, feinen Konzeptrestaurant mitten in der rotbraunen Kachelhölle Brunnenstraße. Gastropub nennen sie das. Dort sitzt man sommers auf einem Holzpodest, auch so eine kleine Insel der Glückseligen, und daran vorbei laufen die Alteingesessenen mit ihren Lidl-Tüten und schauen mittlerweile nur noch ein bisschen verdutzt. Und ein paar Straßen weiter flattert ein handgemaltes Banner vom Balkon: „Gegen Luxuswohnungen, für Grünflächen“, und daneben das Ganze noch mal auf Türkisch.

Im Stattbad Wedding schließlich, vielleicht der angesagtesten Location dieses Nouvelle Wedding, betonen sie, dass sie sich vor allem als Kunst- und Kreativhaus sehen statt als Party-Location mit elektromagnetischer Anziehung für die ganze Stadt. Damit lässt sich zwar das meiste Geld einspielen, das aber wiederum stecken sie am liebsten in die Kunst, gerade war eine Skateboard-Ausstellung zu Gast. So läuft das hier. Es will keiner sein, was er nicht ist. Das Gegenteil also von dem, was südlich der Bernauer Straße, im überdrehten Mitte, den Lifestyle definiert. Willkommen bei den Anti-Hipstern vom Wedding. Und ein paar Meter die Gerichtstraße runter hocken die Hells Angels vor ihrem Laden.

Breitbeinig kann im Übrigen auch der Wedding sein. Hier gilt bisweilen nicht Rechts vor Links, sondern: Maul vor Stumm. Blök vor Glotz. Schrei vor Flenn. Faust vor Fleh.

 

IV. POLITIK UND IDYLLE

Also: Tut sich was?

Jetzt hat sogar Steinbrück hier eine Wohnung bezogen, mitten in der Sprengelstraße. Bei Edeka ist er gesichtet worden, in weißem Hemd und offenem Sakko, willkommen, Möchtegernkanzler, ruft die Gemeinde, wir fühlen uns gleich viel sicherer. Ha, ha.

Dabei geht hier, wo vor dem Krieg die Kommunisten stets große Mehrheiten einfuhren, eh kaum noch einer wählen, am schlimmsten steht es um die Wahlbeteiligung in den Gegenden mit den meisten Migranten, am Nettelbeckplatz, im östlichen Brunnenviertel, rings um die Soldiner Straße, hier geht nicht mal mehr jeder Zweite zur Urne, manchmal nur jeder Dritte. Es ist wohl das konsequente Desinteresse derer, für die sich ihr Leben anfühlt, als habe sich noch nie ein Politiker dafür interessiert, seit sie hier sind.

Und doch, gerade hier, gibt es die Orte, an denen man glauben mag, dass zwischen Multi und Kulti tatsächlich ein Bindestrich ist. Das Carik Kuruyemis & Café ist so einer. Von außen sieht es aus wie ein einfacher türkischer Delikatessenladen, doch wenn du dich an den Körben und Auslagen mit all den Pinienkernen, Nüssen und süßen Baklava vorbeizwängst, in den Hinterraum, dann bist du plötzlich mittendrin. Das hier ist der Ort, wo ein junges Mädchen hereinkommt und strahlend zu ihren Freundinnen sagt: „Das ist voll wie in der Türkei hier.“ Hier ist auch der Ort, an dem ältere deutsche Pärchen sitzen, in Lederjacke und Rüschenbluse, als müssten sie gleich noch zum Preisskat, und aus ihrem dampfenden Kumpir löffeln und braun gegrillte Köfte kauen.

Und ja, es gibt ihn, den idyllischen Wedding, man kann ihn mit dem Fahrrad befahren, immer die Panke entlang, an altem Backstein vorbei bis hinauf zum seltsam entrückten Bahnhof Wollankstraße und weiter in den Pankower Bürgerpark. Es gibt ihn, den Rosengarten im Humboldthain, den Volkspark Rehberge, den Plötzensee, das erhabene Virchow-Klinikum mit seinem wunderbar ruhigen Innenhof.

„Wunderkammer Wedding“ – den schönsten Begriff hat unter Umständen Pedda Borowski gefunden, Maler, Illustrator und Design-Dozent an der IB-Hochschule. Er benannte sein Seminar nach den vollgestopften Raritätenausstellungen der Spätrenaissance, eben: Wunderkammer. Borowski hat seine Studenten einfach losgeschickt, in die Straßenschluchten und die Kneipen und die Parks. Sie sollten, wie damals die Besucher der Museums-Vorläufer, vor allem eines: staunen. Und lernen. Und sich verändern.

 

V. NUN KOMM DOCH ENDLICH!

Er kommt, der Wedding, raunen sie seit Jahren, oder kommt er noch nicht, jetzt kommt er aber, nein wirklich, jetzt muss er doch kommen!

Ja, Leute, wohin denn, bitte schön? Und überhaupt, was für eine schwachsinnige Forderung! Er war doch immer da und ließ mit sich machen. Ließ sich hin- und herwälzen, immer mal wieder umoperieren, auch mal mit dem stumpfen Skalpell. Aber sich bewegen, daran denkt doch der faule, fette Vogel Wedding nicht. Wohin denn auch? Er ist doch schon mittendrin. Wenn schon Aufbruch, dann eher so wie in der alten Liedzeile des seligen Jim Croce, völlig anderes Land, völlig andere Zeit: „If you’re going my way, I’ll go with you.“ Recht hast du, alter Freund.

Und dann wetzt man, ganz geschafft vom Schauen und Reden und Wundern, die Hochstraße hinauf, den S-Bahn-Graben zur Rechten, hastig tretend den vermeintlich schöneren Ecken dieser Stadt entgegen, und dann tut sich links auf einmal der Blick auf vor dunkelrotem Weddinghimmel, und mit dünnen Bauhaus-Lettern steht an schlichter Fassade: Hotel Citylight. Und man denkt sich nur: L.A., 50er Jahre, und sonst nirgendwo.

Man muss das alles nicht verstehen. Manche sagen: Man kann das alles nicht verstehen.

Wedding, was ist das?

Tja, keine Ahnung. Aber wir werden mal losziehen und sehen, was sich herausfinden lässt.

Ick könnt mir dauernd küssen!

Am Anfang steht direkt eines dieser klassischen Berliner Probleme. Den ausgemachten Treffpunkt, das „Süße Café“ in der Grüntaler Straße, gibt es nicht mehr. „Vor sechs Wochen bin ich noch dran vorbeigelaufen“, sagt Steffen Greschner. Kurzes Achselzucken und der schnelle Alternativvorschlag: Die Eckkneipe „Zum Dicken“, 50 Meter weiter. Dort angekommen sagt Greschner: „Genau darum bin ich gerne in Berlin.“ Anfang Januar hat er zusammen mit seiner Mitstreiterin Anja Prüfer das Blog „Unnützes Berlinwissen“ ins Leben gerufen. Die Seite macht sich gut, bei Facebook hat sie nach drei Wochen bereits mehr als 300 „Gefällt mir“-Angaben.

Besucher können sich an kleineren und größeren Geschichten über die Stadt erfreuen, sie lernen zum Beispiel, dass Berlins kleinstes Haus in der Kreuzberger Oranienstraße steht und das Vorbild für das Brandenburger Tor in Athen.

Und dass die Berliner Ortszeit eigentlich 6:22 Minuten hinter der Mitteleuropäischen Zeit hinterherhinkt. Offizielle Selbstbeschreibung der Seite: „Die große Stadt und die vergessenen Geschichten dahinter. Skurriles und Geschichtsträchtiges. Blödsinn und Erstaunliches. Zeug, das keiner wissen wissen muss. Unnütz vielleicht. Berlin eben.“

„Die kleinen, teils amüsanten Geschichten im historischen Kontext“, so fasst Greschner das zusammen, amüsante Zitate sind auch mit dabei. Wie das des Schriftstellers Jean Paul, wonach Berlin „mehr ein Weltteil als eine Stadt“ sei. Am besten beschreiben ließe sich der Inhalt der Seite, sagt Greschner, unter dem Label Kneipenwissen. Das „Wusstest-du-eigentlich?“, wie es tagtäglich auch hier im „Dicken“ im Dunst der Zigaretten ausgetauscht wird.

Das Team steht dabei für die Dualität der Großstadt. Prüfer, 29, ist die Alteingesessene, in Weißensee aufgewachsen, nun Weddingerin. Und Greschner, nun, der kommt ursprünglich aus Stuttgart, was natürlich sofort auch Thema ist. Weil es immer Thema ist. „Es ist nicht böse gemeint“, sagt der 32-Jährige und verdreht die Augen, „aber es nervt, wenn jedes Mal ein Spruch oder ein Witz über die Schwaben kommt.“

Auch aus diesem Grund: Das Blog. „Es ist auch ein Bildungsprojekt“, sagt er. Denn das Attribut „unnütz“ ist natürlich teils ironisiert, wie das in der Generation der beiden unerlässlich ist, damit sich überhaupt jemand dafür interessiert. „Das ist wohl auch so eine Facebook-Sache“, sagt Greschner. „Das leicht Provozierende spricht und zieht die Leute eher an.“

Provozierend scheint auch die Anwesenheit der kleinen Gruppe aus Bloggern, Reporter und Fotograf zu wirken, einer der Stammgäste ruft dazwischen: „Euch Touristen kann er ja knipsen! Aber ich will nicht auf Seite eins landen.“ Wenn das so weitergeht, qualifiziert sich der ältere Herr gleich noch für die Kategorie „Jeplapper“, die den beiden besonders ans Herz gewachsen ist. Dort finden sich typische Altberliner Sprüche. So wie: „Ick find mir hübsch, ick könnt mir dauernd küssen“ oder auch „Lieb mir oder ick zerhack dir die Kommode“. Unwiderlegbar überdies die Weisheit: „Säufste – stirbste. Säufste nich – stirbste ooch. Also säufste.“

Vieles davon stammt aus der lebenslangen Berlin-Erfahrung der Frau im Team, die sagt: „Ich bin ja hier groß geworden, im Spreewasser getauft und so weiter, das meiste kenne ich also selbst.“ Greschner ist in dieser Rubrik eher seliger Empfänger: „Das meiste ist mir neu und ich könnte mich wegpacken.“

Die Berlinerin und der Schwabe, sie ergänzen sich ganz gut. „Er ist immer so korrekt“, flüstert sie, als er von dem Impressum des Blogs erzählt. „Ja, und ich achte auch darauf, dass jedes Foto lizenzfrei ist“, sagt er. Eine Abmahnung über ein paar Hundert Euro könne schließlich schnell das Ende des Spaßprojekts bedeuten. Sicher, irgendwann mal ein paar Euro zu verdienen mit dem „Berlinwissen“, sei keine schlechte Sache. „Vielleicht ein Freitagabend-Kneipentipp für 20 Euro oder einen Abend Bier oder was auch immer“, sagt Greschner.

Doch das alles hat Zeit und die wollen sie ihrer Seite auch geben. „Lieber an den kleinen Punkten genauer hinschauen“, sagt Greschner. „Sonst kommt nur etwas Hektisches heraus. So eine Kneipe wie hier, die sehe ich ja gar nicht, wenn ich nur vorbei hetze zur Haltestelle, zur nächsten Gästeliste.“

Quasi im Vorbeischlendern also stoßen die beiden auf die skurrilsten Fakten. Dass in Reinickendorf Europas größte Fabrik für Fertigpizzen steht, eine halbe Milliarde Euro Jahresumsatz. Und dass Joseph Goebbels und Walter Ulbricht mal gemeinsam auf einer Rednerbühne standen, 1932, beim BVG-Streik, zu dem NSDAP und KPD aufgerufen hatten.

„Schon der Wikipedia-Eintrag über die Kastanienallee gibt drei, vier schöne kleine Geschichten her“, sagt Greschner. „Dass dort beispielsweise die ersten Filmaufnahmen Deutschlands gemacht wurden, weiß wahrscheinlich niemand.“

Am Schluss noch ein Praxistest für die Macher. Klassische Berliner Schule. Wie nützlich ist es zu wissen, an welcher Seite des U-Bahnhofs man aussteigen muss? Prüfer sagt schnell: „Ist doch egal, ob man den Weg vorher oder hinterher läuft.“ Greschner widerspricht: „Wenn ich nach Hause fahre, lauf ich immer vorher schon dorthin, wo ich raus muss.“ Verblüffend: Der Schwabe als besserer Berliner, wer hätte das gedacht! (Tagesspiegel)