– Die Hertha-Interimstrainer Rene Tretschok und Ante Covic sollen den Stimmungsumschwung schaffen
Berlin (dapd). Vor dem Dienstagmorgentraining begrüßte die Profis des Bundesligisten Hertha BSC ein neuer Vorgesetzter. Mal wieder. Rene Tretschok leitete nach Michael Skibbes Demission erstmals die Übungseinheit – zusammen mit seinem Assistenten Ante Covic. Die beiden Interimstrainer sollen die Zeit überbrücken, bis Michael Preetz einen neuen Chefcoach gefunden hat. Und, wenn möglich, bitteschön auch noch einen Stimmungsumschwung schaffen in der Mannschaft, die sich am Wochenende beim 0:5 in Stuttgart, der fünften Niederlage im fünften Spiel 2012, bereits aufzulösen schien. Am Samstag kommt Borussia Dortmund nach Berlin.
Es gibt zweifellos dankbarere Aufgaben, aber Tretschok und Covic, beide ehemalige Hertha-Spieler und seit vielen Jahren im Klub, wollen das Beste daraus machen. Die Rollenverteilung ergibt sich dabei schon aus dem gegensätzlichen Naturell von Interimschef Tretschok, 43 Jahre alt, der 85 Mal für Hertha in der Bundesliga spielte, und des 36 Jahre alten Covic, 62 Erstligaspiele als Aktiver. Schon beim „sieben gegen drei“ zum Warmwerden ist das zu sehen. Die Sonne ist gerade herausgekommen, etwas Milde liegt in der Luft, die Hertha-Profis genießen den Augenblick ein bisschen zu sehr. „Bewegen! Raus aus dem Schatten!“, ruft Covic den Spielern zu, die gleich ein bisschen eifriger zur Sache gehen im Hütchenquadrat.
Tretschok dagegen sieht dem Treiben vorzugsweise reglos zu, einen Fuß auf den Ball gestützt. Ein Denkmal in Daunenjacke. Covic ist hinterher heiser, er bringt es noch einmal mit schelmischem Lächeln für die Journalisten auf den Punkt: „Ich bin von Hause aus ein lockerer Typ. Rene ist die Respektsperson.“
Vielleicht ist genau das ja die heilsame Mischung für die unter dem farblosen Skibbe zuletzt lust- und disziplinlosen Spieler.
Laut wie beim Käfigkick
Als die Hütchen abgeräumt sind und das Ein-Wochen-Duo zehn gegen zehn spielen lässt, ist es dann tatsächlich so laut wie sonst nur beim Käfigkick in den Berliner Randbezirken. Alles brüllt, feuert an, will den Ball. Nur die Südamerikaner Ramos, Raffael und Ronny traben stumm übers Feld, die Sprache eben, tun aber sonst ebenfalls eifrig mit – Ronny drischt den Ball einmal fast wütend in den Winkel.
Mit den Dreien habe er gleich die ersten Einzelgespräche anberaumt, sagt Tretschok, inklusive Übersetzer. Bis Samstag will er möglichst mit allen Spielern reden. Viel Zeit ist nicht, Tretschok weiß das, fünf Einheiten stehen ihm an vier Tagen zur Verfügung, um irgendwie irgendwas zu verändern in den Köpfen der Profis. „Wir verlangen von den Jungs nichts, was sie nicht können. Wir wollen nur wachrufen, was sie können“, sagt Tretschok und das klingt leichter, als es in Wirklichkeit wohl ist. „In der Hinrunde haben wir ja das Potenzial im spielerischen Bereich gesehen.“
Vielleicht erzählen Tretschok und Covic ihren Jungs ja auch ein bisschen von früher, zum Beispiel wie der junge Covic sein erstes Bundesligator erzielt hat, damals gegen den BVB im Olympiastadion. Tretschok seinerseits hat mit Dortmund zwei Meisterschaften und die Champions League gewonnen. Alles Schnee von gestern: „Ich bin Herthaner, alles andere interessiert mich nicht.“
Im Gegenteil: „Wir sind dabei, Borussia Dortmund auseinanderzunehmen“, sagt Tretschok. Damit meint er allerdings dann doch lediglich die akribischen Analysen des Gegners. So viel Realismus muss sein.