In den Schlaf dringen dumpfe Explosionen. Wumm. Pause. Wumm. Erst einmal nichts Ungewöhnliches hier im Grenzgebiet zwischen Wedding und Prenzlauer Berg. Der benachbarte Gleimtunnel ist ja nicht nur um Neujahr beliebter Ort für halb legale Sprengungen. Schallt doch so schön. Und war das nicht gerade ein Heuler? Eine Partymeute feuert auf dem Heimweg noch ein paar Kracher ab. Oder nicht? Beim nächsten Blinzeln tanzt Blaulicht auf der Schlafzimmerdecke, von der Straße dringen Rangiergeräusche nach oben. Okay, also mal schauen. Leicht genervtes In-die-Küche-Schlurfen. Küche ist taghell. Unten steht die Feuerwehr. Im Tunnel brennt ein Auto.
Auch klar nun, woher der Krach kam, denn gerade knallt es die Heckscheibe weg, Flammen schlagen aufs Dach. Routiniert und mit der Aussichtslosigkeit angemessener Nicht-Hektik werden Schläuche ausgerollt. In meinen Ohren plötzlich – ein Traumrest? – die stammelnde Stimme von Edmund Stoiber: Die gludernde Lot! Die lodernde Flut!!! Ganz ruhig, Ede, denke ich, und: Schon klar, dass der Hektiker es nie hierhergeschafft hat, in die Hauptstadt der Lässigkeit. Schwarzer Rauch dringt aus dem Tunnel. Der Wagen brennt noch ein bisschen vor sich hin. Scheint ein Mercedes zu sein. Also wohl wieder eine dieser Anti-Yuppie-Attacken. Na ja. Nun ist das Feuer aus. Zurück ins Bett. „Was war?“, fragt die Freundin. „Ach nichts“, sage ich und küsse sie auf die Stirn, „unten ist nur ein Auto explodiert.“ (5 Minuten Stadt, Tagesspiegel)