Dehämm ist jetzt woanders

– Miroslav Kloses Wechsel ist seine erste persönliche Niederlage – Großes Ziel EM 2012

Diejenigen, die bei Miroslav Kloses letztem Auftritt im Trikot des FC Bayern symbolträchtigen Szenen auf der Spur waren, mussten nicht lange suchen. Blumen gab es schon mal keine. Weil zu diesem Zeitpunkt offiziell noch nicht feststand, ob Klose den Verein verlassen oder doch noch ein Jahr bei den Bayern dranhängen würde, wurde der Nationalspieler im Gegensatz zu Thomas Kraft, Andreas Ottl und Hamit Altintop vor dem Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart nicht mit einem Dankes-Sträußchen verabschiedet. Und auch ein versöhnliches Ende seiner schlimmen Saison war Klose nicht vergönnt. In einem fast absurden Torversuch schaffte er es, den Ball aus kürzester Distanz über den Kasten zu heben.

Nun nimmt Klose durch die Hintertür Abschied. Irgendwie passt das zu dem Mann, der immer schon die leisen Töne bevorzugte. Passend auch deswegen, weil Verein und Fans in den vier Jahren nie richtig warm geworden sind mit Klose. Und Klose umgekehrt auch nicht mit dem FC Bayern. Nach zwei passablen ersten Jahren in München hat Klose die Erwartungen seines Arbeitgebers seit der EM 2008 im Grunde durchgehend enttäuscht. Seit Oktober 2010 stand er nur noch drei Mal in der Bayern-Startelf, in 45 Einsätzen seit der EURO traf er nur vier Mal.

Nun gehören schwache Phasen zu Kloses Karriere wie der Salto, den er sich zu Jugendzeiten für eine Wette mit einem Teamkollegen selbst beibrachte. Immer wieder zählten die Experten mit wachsender Häme die Minuten, die seit dem letzten Klose-Tor schon wieder vergangen waren. Und diesmal hat sich Klose wohl zu lange auf einen seiner größten Vorzüge verlassen: Dass er es entgegen allen Kritikern noch einmal schaffen würde. So wie bei der WM 2010, bei der Klose es fertigbrachte, mit vier Toren tatsächlich eins mehr zu erzielen als in der gesamten Bundesliga-Saison zuvor. Und wie bereits im September 2008, als Klose nach längerer Krise plötzlich drei Mal gegen Finnland traf. „Ich weiß, was ich kann“, pflegt Klose immer dann zu sagen, wenn die negativen Schlagzeilen wieder einmal über ihm hereinbrechen. „Ich weiß, was ich kann.“ Immer wieder. Und am Ende hatte er damit immer Recht behalten.

Doch bei den Bayern konnte Klose noch so fest daran glauben, was er konnte, Louis van Gaals Geduld war deutlich begrenzter als die des Bundestrainers. Was zur Folge hatte, dass Klose im WM-Jahr 2010 bei zwölf Länderspielen, aber nur zehn Bundesligaspielen in der Startelf stand. Zehn Toren im Nationalmannschaftstrikot standen nur drei Liga-Treffer für die Bayern gegenüber. Der Abschied vom FC Bayern ist, wenn man so will, die erste wirkliche Niederlage für den unverwüstlichen Klose.

Klose hat stets betont, dass sein letztes großes Ziel der Titel bei der EM 2012 ist, die in seinem Geburtsland Polen stattfindet. Dass sein großer Rivale Mario Gomez zumindest in der Nationalmannschaft keine Konkurrenz für ihn war, darauf hatte sich Klose lange Zeit verlassen können. Doch Gomez hat nicht nur 28 Bundesliga-Tore erzielt, er hat auch seit der WM in acht Länderspielen sieben Mal getroffen – und sein ganz persönliches Nationalmannschafts-Trauma beim Spiel in Wien am vergangenen Freitag auch symbolisch weggeküsst.

Klose muss aber in der Saison 2011/12 bei einem Verein mit möglichst gutem Namen spielen und regelmäßig treffen, um seinen großen Traum von der EURO 2012 in seinem Geburtsland nicht nur von der DFB-Ersatzbank zu erleben. Seit zwei Jahren wird Klose in jeder Transferperiode ein Vereinswechsel nahegelegt. Doch erst jetzt sind der 109-fache Nationalspieler und sein Berater zu der Erkenntnis gelangt, dass Klose in München nicht mehr glücklich wird.

Nun also Italien, der Traum der Deutschen. Den Fürther Ludwig Janda zog es 1949 als ersten deutschen Fußballer über die Alpen. Der Stürmer wechselte für 50.000 Mark zum AC Florenz. Schnellinger, Haller, Briegel, Matthäus, Brehme, Klinsmann, Völler – die Liste der Deutschen in der Serie A ist lang. Der erfolgreichste unter ihnen, DFB-Manager Oliver Bierhoff, der zwischen 1991 und 2003 in 220 Spielen in den ersten beiden Ligen Italiens in 320 Spielen 150 Tore schoss, hatte in dieser Woche noch einmal deutlich gemacht, dass der DFB bei der EM nur auf Spieler setze, die in ihren Vereinen regelmäßig spielen. Ein unmissverständliches Zeichen an Klose, dem die Bayern nur noch einen sehr leistungsbezogenen Vertrag angeboten hatten.

Und so geht der „Pfälzer Bub“ auf seine alten Profi-Tage doch noch mal ins Ausland. Wer ihn im „Sommermärchen“ beim Friseurbesuch verschüchtert Englisch hat sprechen hören, mag kaum glauben, dass sich der Mann aus dem 5000-Seelen-Städtchen Kusel in so fremder Umgebung wohlfühlen wird. Doch für sein großes Ziel, Polska 2012, wird Klose nun sogar seinem großen Idol Fritz Walter untreu. „Dehämm“ ist für Klose jetzt in Rom.

Der Mann, der die Bayern erschoss

Josef »Seppl« Pirrung
* 24. Juli 1949 † 11. Februar 2011

Mächtig steht er an der eigenen Strafraumgrenze, der
Bayern-Verteidiger Bulle Roth. Nimmt jetzt den kurzen Ball von Sepp
Maier an. 3:0 führt der FC Bayern auf dem Betzenberg, gleich ist
Pause. Während Roth, diese fleischgewordene turmhohe Überlegenheit,
noch grübelt, wem er die Kugel jetzt lässig zuschieben kann, hat sich
schon der kleine Spieler mit der Nummer acht auf dem Rücken von hinten
angepirscht. Zack, der Ball ist weg, Roth fällt um wie ein Baum – und
es steht 1:3. Eine Stunde später ist der größte Sieg der
Kaiserslauterer Vereinsgeschichte perfekt. 7:4 gegen die Bayern. Und
der Mann mit der Nummer acht, Josef Pirrung, den die Kaiserslauterer
Seppl rufen, hat drei Tore erzielt.

Drei rote und drei weiße Nelken bekommt er 1981 zum Abschied nach 14
Jahren. »Das war alles«, sagt Pirrung später bitter über den Affront.
Der Klub und sein 304-facher Bundesligaspieler trennen sich in
Unfrieden. Es geht um Geld, schon damals.

14 Jahre spielt der Mann aus Münchweiler im roten Trikot. 14 Jahre, in
denen sich der 1. FC Kaiserslautern vom Image der reinen Kloppertruppe
löst – und beginnt, Fußball zu spielen. Seppl Pirrung verkörpert
diesen neuen FCK: Wendig, aber auch bissig. Dribbelstark, aber auch
torgefährlich. Klein, aber nie zu unterschätzen. Wie viele von
Toppmöllers 108 Toren hat Pirrung direkt oder indirekt über die
Außenbahn eingeleitet?

Pirrung bewuselt das Spielfeld zu einer Zeit, als Künstler wie er
Freiwild sind für die Verteidiger. Sie treten ihn, schon in der
Jugend, immer wieder. Bis die Knochen brechen. Schienbein. Wadenbein.
Einmal, zweimal, dreimal. Drei Zentimeter kürzer ist sein rechtes Bein
fortan. Zeit seines Lebens plagt sich der geniale Tänzer mit den
Schmerzen, mit denen die Banausen ihn bestraft haben. Wenn er sich
wieder einmal auf dem Rasen krümmt, dann springen die Rentner auf der
Nordtribüne auf und schwenken zornig ihre Stöcke. »Seppl, Seppl«, ruft
dann das Stadion. Und der kleine Mann steht wieder auf.

1973/74, das Jahr, in dem er die Bayern erschoss, es ist sein Jahr. 13
Tore, sechs Vorlagen. Zahlen, die nur unzureichend die Begeisterung
wiedergeben, die Seppl Pirrung auf dem Betzenberg entfacht. Am Ende
jener glorreichen Spielzeit wollen ihn die Bayern kaufen. Pirrung
bleibt. Bundestrainer Helmut Schön beruft ihn in den vorläufigen Kader
für die WM im eigenen Land. Unter den 22 Auserwählten ist er nicht,
dafür unter den wenigen Lauterern, die überhaupt je ein Länderspiel
bestritten haben.

61 Tore schießt er für den 1. FC Kaiserslautern – für jedes ist ihm
nur ein Lebensjahr vergönnt. Am Tag vor dem Spiel seines Vereins gegen
Borussia Dortmund stirbt er nach langer schwerer Krankheit. Noch
einmal blinzelt sein verschmitztes Gesicht auf der Anzeigetafel. Da
oben, wo Seppl Pirrung einst die Bayern erschoss. (11FREUNDE)

Kuschelrock bei Hertha

– Der Punkrocker Campino von den Toten Hosen gönnt Hertha heute gegen seine Düsseldorfer einen Punkt – er ist mit Trainer Babbel eng befreundet.

Berlin (Tsp) – Einen solchen Anruf bekommt man nicht alle Tage. Selbst als Frontmann der Toten Hosen nicht. „Hier ist der Babbel-Markus“, hörte Campino die Stimme auf seinem Anrufbeantworter sagen, „ich habe ja bisher bei den Bayern gespielt, das hat dir bestimmt nicht so gefallen.“ Campino wurde neugierig. Was kam jetzt? „Naja, nun bin ich bei deinem Lieblingsverein. Wenn du magst, komm mich doch mal besuchen!“ Ende der Nachricht.

„Er hatte meine Nummer von Thomas Linke bekommen“, erklärt Campino die Kontaktaufnahme des damaligen Fußballprofis, der gerade zum FC Liverpool gewechselt war – seit jeher der erklärte Lieblingsverein des Düsseldorfer Punkrockers.

Er rief zurück, die beiden verabredeten sich in Liverpool. „Es ist eine wirkliche Freundschaft daraus geworden, wir haben uns auf Anhieb verstanden“, sagt Campino. „Mich hat unheimlich beeindruckt, wie geradeheraus Markus ist. Mir war sofort klar, warum er in England so beliebt war.“

Ehrliche Fußballer mögen sie auf der Insel. Und Ehrlichkeit schätzen der Musiker und der Fußballspieler auch aneinander. Über die Zeit, als Babbel an einer schweren Nervenkrankheit litt, sagt Campino: „Das ist in Freundschaften ein guter Moment, sich zu zeigen, dass es um mehr geht als um oberflächliches Geplänkel.“ Ansonsten verbinde die beiden eine „völlig normale Freundschaft“, man redet natürlich auch viel über Musik und Fußball, „das sind ja unsere Spezialthemen“. Wobei, sagt Campino, dessen Zweitverein Fortuna Düsseldorf ist, „wir sind uns bei der Musik in vielen Dingen näher als in manchen Fußballfragen“.

Womit wir beim Thema wären. Heute (13.30 Uhr) trifft Hertha BSC nämlich auf Fortuna Düsseldorf. Für Campino ist das „die schwierigste Begegnung der Saison“. Zum einen, weil er nicht selbst im Stadion sein kann, sondern im Tonstudio festsitzt. Zum anderen, weil sich der 48-Jährige eigentlich zweiteilen müsste. „Für mich ist völlig klar, dass ich mit dem Verein sympathisiere, bei dem Markus beschäftigt ist“, sagt er.

Doch das läuft natürlich auch gegen die eigene Liebe zur Fortuna aus seiner Heimatstadt. Campino versucht es mit einem Verweis auf das Hinspiel, das Hertha am zweiten Spieltag 2:1 in Düsseldorf gewann: „Fortuna hat alles getan, um Hertha einen guten Start zu ermöglichen. In Düsseldorf sähe man das als Zeichen des Respekts, wenn Hertha jetzt etwas zurückgeben würde.“

Einfach ist das alles aber nicht. Das Interesse für die Hertha ist bei dem Rheinländer, der in Berlin eine Wohnung hat und dessen Sohn in der Hauptstadt lebt, sprunghaft gestiegen, seit sein Freund Babbel im vergangenen Sommer den Vertrag als Cheftrainer beim Bundesliga-Absteiger unterschrieb. „Man kann den Verein als Fan ja nicht wechseln“, sagt Campino. „Aber das ändert nichts daran, dass ich nicht genauso mitfiebere und leide mit den Jungs.“ Herthas Auswärtsspiele verfolge er vor dem Liveticker, sagt er. Seinen Sohn nimmt er mittlerweile ins Olympiastadion mit. „Das ist ein helles Kerlchen“, sagt der Vater, „er ist völlig ohne meinen Einfluss überzeugter Liverpool-Fan und Hertha-Sympathisant.“ Das sei ohnehin kein großes Dilemma, fügt er lachend hinzu, weil die beiden Klubs ja auf absehbare Zeit erst einmal nicht mehr gegeneinander spielen würden.

Bei aller derzeitigen Sympathie für die Blau-Weißen ist aber klar: Eine neue Hertha-Hymne wird es aus der Feder des Toten-Hosen-Sängers nicht geben. „Das kann niemand von mir verlangen“, sagt er mit Verweis auf seine Treue zum FC Liverpool. „Nur für die würde ich was schreiben – aber die haben ja schon genug gute Lieder.“

Mit Markus Babbel trifft er sich, wann immer es der volle Terminplan der beiden eben zulässt. Ursprünglich wollte Campino dem Neu-Berliner auch das Nachtleben der Stadt näher bringen. Daraus ist bislang nicht viel geworden. „Ich erlebe den Markus hier in Berlin als sehr, sehr konzentriert auf seinen Job“, sagt der Musiker. „Alles, was mit einer großen Sause zu tun hat, müssen wir auf den Zeitpunkt verschieben, wenn der Aufstieg gesichert ist.“ Das liege auch daran, dass bei den Berliner Medien „die Lunte kurz“ sei. „Es herrscht ein unwahrscheinlicher Druck auf allen Beschäftigten. Ich finde das eher hinderlich.“

Vor dem Heimspiel gegen Düsseldorf lastet der Druck aber nicht nur auf Babbel und seiner Mannschaft. Für eine der beiden Seiten will sich Fortuna-Fan Campino aber nicht entscheiden. „Mit einem Unentschieden könnte ich ganz gut leben“, sagt er ausweichend, „wenn dadurch das Thema Aufstieg für Hertha nicht negativ beeinflusst wird.“ Sein Tipp? „Ein 2:2 oder 3:3 wäre für die Leute natürlich super.“ Sein gutes Verhältnis zu Herthas Trainer aber, das steht fest, wird unter dem Ergebnis sicher nicht leiden. „Eine Freundschaft ist eine intensivere Sache“, sagt Campino, „das hat mit einem Verein gar nichts zu tun.“

Friedrich der Große

– Mythos Fritz Walter – eine Annäherung (11FREUNDE Sonderheft „Die 50er“)

Es sind die Worte der Anderen, die aus Menschen Mythen machen: „Es gibt drei Gründungsväter der Bundesrepublik: politisch ist es Adenauer, wirtschaftlich Erhard und mental Fritz Walter.“ Der Historiker Joachim Fest verlegte das Gründungsdatum der Bonner Republik vom 23. Mai 1949 kurzerhand auf den 4. Juli 1954 – den Tag des WM-Endspiels von Bern. Ab diesem Tag war Deutschland wieder wer. Laut Fest: vor allem dank Fritz Walter.

Unzweifelhaft ist Kaiserslauterns berühmtester Sohn eine der am meisten verehrten wie verklärten Persönlichkeiten der deutschen Sportgeschichte. Fritz Walters Leben und Wirken wurde hundertfach erzählt und auf Überlebensgröße potenziert. Pfälzer Heiligtum ist er ohnehin, dazu Jahrhundertfußballer, Vorzeigecharakter und für nicht wenige eben auch nationaler Sinnstifter. Aber vor allem natürlich: Bern. Immer wieder Bern. Herberger taktierte, Turek parierte, Rahn traf – und doch ist das Wunder von Bern für alle das Wunder von Fritz Walter.

Doch wer war dieser Mann wirklich, wie dachte, wie fühlte er, wie spielte er das Spiel, das die Massen wie kein zweites in seinen Bann zieht?

Es ist keine leichte Aufgabe, den gigantischen Mythos zu durchdringen, mit der Fritz Walter in dem halben Jahrhundert seit Bern umhüllt worden ist. Es ist ein Mythos, der durch Tradition entstanden ist, durch mündliche und schriftliche Überlieferung zwischen den Generationen und dadurch, dass die spärlichen Bilder, die es aus Walters aktiver Zeit überhaupt noch gibt, immer und immer wieder über die Bildschirme geflimmert sind und ausschließlich triumphale Momente zeigen. Alle Legenden sind auf Fritz Walter zugeschnitten, er ist im öffentlichen Bild zum Inbegriff des edlen Kriegers und verlässlichen Gefährten geworden. Doch was befindet sich unter dem Heldengewand?

Reisen wir zunächst zum Ursprung des Walterschen Weltruhms, nach Bern. Der Kalender steht auf ebenjenem denkwürdigen 4. Juli 1954, die Zeiger der Stadionuhr gehen auf sieben Uhr zu. Der Mann mit dem durchweichten weißen Hemd schaut ehrfürchtig hinauf zum Rednerpult. Mit einem tiefen Diener ergreift er die Hand, die ihm vom Gratulanten im feinen Anzug, Fifa-Präsident Jules Rimet, gereicht wird. Das Haar, zwei Stunden zuvor noch sorgfältig aus der Stirn frisiert, hängt Fritz Walter nun in dunklen, nassen Strähnen bis über die Augenbrauen. Mit schleppendem Gang und gebeugten Schultern schleicht der pitschnasse Kapitän hinüber zu seiner Mannschaft. In der rechten Hand hält er den schlanken Goldpokal.

Geht so ein Sieger?

Am Spalier seiner Mitstreiter vorbei erreicht er Sepp Herberger, den trenchcoattragenden Vater dieses Erfolgs. Ihm will er die Trophäe in die Hand drücken, diese ungeheure Last. Doch der Chef will davon nichts wissen, er dreht seinen besten Spieler in einer energischen, fast barschen Geste am Arm halb um die eigene Achse. Fritz Walter muss nun Fotografen, Offiziellen, den Massen auf der Tribüne direkt in die Augen sehen. Die Öffentlichkeit wird ihren Blick nicht mehr abwenden. Der durchnässte Mann mit den traurigen Augen ist – auf ewig – der Weltmeister aller Deutschen.

Der Fußball der fünfziger Jahre ist durchtränkt von einem Geist der Bescheidenheit, den wir heute nicht mehr kennen. Doch Fritz Walter wirkt nicht nur in dieser Szene noch einmal wie ein Anachronismus seiner Zeit, wie ein Überbleibsel aus einer anderen Generation, die schon damals eigentlich nicht mehr existierte. Den höchsten Triumph, den ein Fußballspieler erreichen kann, nimmt er nicht ohne Stolz hin, aber mehr noch mit der für ihn typischen Schicksalsergebenheit, mit seiner charakteristischen, bisweilen an Selbstverleugnung grenzenden Demut. „Soll ich mich entschuldigen, dass wir gewonnen haben?“, fragt er einen Begleiter Jahrzehnte später, bevor er auf dem 70. Geburtstag von Ferenc Puskas sprechen soll. Schließlich sagt der Weltmeister zu den Besiegten: „Es wäre doch schön gewesen, wenn wir beide gewonnen hätten!“

Es ist keine Altersmilde, die ihn diese Worte sprechen lässt. Walter war stets eher fairer Sportsmann statt unerbittlicher Wettkämpfer. Der Turm in der Schlacht, ein unverwüstlicher Kämpfer oder nimmermüder Antreiber ist er nie gewesen. Im Innensturm des FCK und der Nationalelf spielte vielmehr ein fragiler Ästhet, der jederzeit mit einer Ballberührung, mit einer intuitiven Körpertäuschung das Spiel entscheiden konnte, in anderen Phasen aber auch unter der Last der Verantwortung schier zusammenzubrechen drohte. „Vor jedem wichtigen Spiel musste ich ihm symbolisch in den Hintern treten“, sagte sein Bruder Ottmar später.

Nicht nur vorab in der Kabine, sondern nicht selten auch mitten auf dem Platz – wie am 30. Juni 1951 im Berliner Olympiastadion. Der 1. FC Kaiserslautern liegt im Finale um die Deutsche Meisterschaft 0:1 gegen Preußen Münster zurück. Und Fritz Walter möchte verzagen. Also packt Ottmar Walter seinen älteren Bruder vor 85.000 Menschen an den Schultern, er zerrt und rüttelt an ihm. Er schreit ihm direkt ins Gesicht. „Stell dich nicht so an, Friedrich! Es ist doch überhaupt nichts verloren!“ Fritz Walter nickt und wirkt doch wenig überzeugt. Seine Haltung gekrümmt, kein Glaube an die Wende. Doch Bruder Ottmar, zwar jünger, doch immer auch größer, athletischer, überzeugter, lässt nicht locker. „Auf geht’s, Friedrich!“

Wenige Minuten später spurtet der Gescholtene mit dem Ball am Fuß über die Mittellinie, passt den Ball im letzten Moment nach rechts, zum anderen Walter, dem nie verzagenden Kämpfer im Schlagschatten der Lichtgestalt. Ottmars präziser Flachschuss schießt knapp über der Grasnarbe zum Ausgleich ins Netz. Am Ende steht der erste Meistertitel des 1. FC Kaiserslautern.

„Fritz brauchte diese Art von Aufmunterung, sonst wäre er in seinem Trott eingeschlafen“, sagt Helmut Rasch, der rechte Verteidiger der FCK-Meistermannschaft von 1951, der die Szene gut in Erinnerung hat. Erst wenn es lief, bei ihm und der Mannschaft, habe der Ballvirtuose sein ganzes Repertoire abrufen können: Finten, Dribblings, punktgenaue Pässe. Wie weggeblasen waren dann die lästigen Selbstzweifel, endlich ausgeblendet die ungeduldige, zehntausendfache Erwartung von den Rängen.

An Niederlagen trägt der hypersensible Sportsmann schwer, grämt sich tagelang. Im Oktober 1952 will er nach einer 1:3-Schlappe gegen Frankreich seine Karriere im DFB-Trikot beenden. Doch Sepp Herberger, der für Walter nicht nur Bundestrainer sondern unfehlbare Vaterfigur ist, winkt ab. Und Walter macht weiter – in stetem Gehorsam zum „Chef“. Einen Monat später führt er die deutsche Mannschaft in genialer Manier zu einem 5:1-Sieg gegen die Schweiz. Dennoch reist Fritz Walter auch zur WM 1954 voller Skepsis. Seine Frau Italia sieht sich genötigt, ihm einen Brief nachzusenden. Aufmunternde, Mut machende Zeilen, die Walter während des gesamten Turniers im Nachttischschränkchen aufbewahrt. „Lieber Schnuckelino…“, so beginnen die Zeilen, die er jeden Morgen als allererste liest.

Vielleicht spüren die Menschen um ihn herum diese Verletzlichkeit und Demut, die ihn jeden Sieg ungläubig, gleich einem Geschenk, in Empfang nehmen lässt.

Eine Demut vor dem Leben, vor den Menschen, die auch von der „großen Scheiße“ geprägt ist, wie Altkanzler Helmut Schmidt, zwei Jahre älter als Walter, den Weltkrieg typischerweise nennt. 319.000 Männer, die wie Walter 1920 geboren werden, sterben durch den Krieg – vier von zehn seiner Altersgenossen werden die fünfziger Jahre nicht erleben. Für Fritz Walter jedoch spielt der Fußball Schicksal. Herberger setzt sich zunächst für seine Abberufung von der Infanterie zur Soldatenmannschaft „Rote Jäger“ ein, die zwecks Truppenunterhaltung gegen den Ball tritt. Nach Kriegsende bleibt Walter der Abtransport in den sowjetischen Osten erspart, weil sich ungarische Lagersoldaten an seine Tricks beim 5:3 in Budapest vor dem Krieg erinnern. Ottmar dagegen ist im Ärmelkanal schwer verwundet worden, Horst Eckel hat seinen älteren Bruder an den Krieg verloren, der Vater der Liebrich-Brüder wurde als Kommunist interniert.

Es ist eine gezeichnete Generation, der Walter als Gallionsfigur vorsteht. Diese Männer wollen in den Jahren nach 1945 von Politik nichts wissen – und haben ein allenfalls verschämtes Nationalbewusstsein. Als in Bern das Deutschlandlied erklingt, schweigen Spieler und Trainer ausnahmslos, Fritz Walter steht mit verkniffenem Blick in der Reihe seiner Sportkameraden. Erst nach dem Finale von 1954 setzt der Umbruch ein. Uwe Seeler, Jahrgang 1936, debütiert im ersten Spiel nach der WM. Es kommt die Zeit derer, die fröhlich „Im Frühtau zu Berge“ pfeifend für ein Rasierwasser Reklame machen können. Den „54ern“ jedoch, den älteren unter ihnen zumal, wohnt ein heiliger Ernst inne. „Helden?“, pflegte Fritz Walter zu sagen, „Helden fallen im Krieg“.

Für Millionen Deutsche jedoch, die nach dem Krieg nach neuen, unpolitischen Vorbildern suchen, ist er genau das: ein Held. Hans-Christian Ströbele, heute Bundestagsabgeordneter der Grünen, lernt sein Idol als Steppke an der Hand seines Onkels kennen. Der heißt Herbert Zimmermann und ist als Finalreporter die Stimme zum WM-Triumph in der Schweiz. Ströbele erinnert sich an die Nähe, die damals zwischen Bewunderern und Bewunderten noch herrschen konnte. „Das waren alles normale Leute, von denen man sich auch vorstellen konnte, dass man ihnen einfach so auf der Straße begegnet. Sie waren zwar unsere Helden, aber keine abgehobenen Stars.“ Auch deshalb will er von Festschen Gründerthesen nichts wissen. „Ich glaube, wenn man mit Fritz Walter darüber reden könnte, wäre er überhaupt nicht erfreut. Diese Leute wollten Fußball spielen, ehrlich und fair, aber auch nicht mehr als das.“

Doch welchen Fußball spielte Fritz Walter eigentlich, was zeichnete ihn auf dem Platz aus? Beim Versuch, die fußballkünstlerische Genialität zu begreifen, die Ströbele wie Millionen andere faszinierte, können wir nicht, wie bei den heutigen Stars und Sternchen, auf fetzige YouTube-Kompilationen mit den tollsten Tricks und schönsten Toren zurückgreifen. Es sind die Worte der Anderen, auf die wir uns verlassen müssen – die Urteile derer, die dabei waren.

„Fritz war vorne im Dreck, ihm standen die Verteidiger ständig auf den Füßen“, sagt der damalige FCK-Keeper Willi Hölz und fügt hinzu, dass man Walters Fertigkeiten nicht hoch genug bewerten könne, alleine wegen der Position im offensiven Fünfer-Zickzack, die ihm das damals praktizierte WM-System zuschrieb. „Beckenbauer war dagegen hinten fein raus war und ließ andere die Drecksarbeit machen“, so Hölz. „Fritz bewegte sich anders als alle anderen, seine Beweglichkeit und Anlage, den Gegner zu täuschen, waren unnachahmlich. Er war immer ein, zwei Spielzüge voraus.“ Dazu habe ihn eine fast chirurgische Präzision bei ruhenden Bällen ausgezeichnet.

In wohl keinem Spiel offenbart sich diese Gabe in größerem Maße als beim WM-Halbfinale 1954 gegen Österreich. Deutschlands Kapitän ist beim 6:1-Sieg an fünf von sechs Toren beteiligt. Zwei auf den Punkt geschlagene Walter-Ecken verwerten Max Morlock und Ottmar, eine weitere Flanke gleich zu Beginn Hans Schäfer. Und zwei Mal verwandelt der deutsche Spielmacher selbst, jeweils vom Elfmeterpunkt und jeweils mit schlafwandlerischer Sicherheit. Die Fritz-Walter-Gala im Sankt-Jakob-Park macht alles erst möglich: Rahn-Tor, Zimmermann-Ekstase, Bern-Wunder.

Es ist eine Gala, die auf akribische Trainingsarbeit zurückzuführen ist. „Trotz aller Erfolge und seiner großen Berühmtheit trainierte Fritz am härtesten von uns allen“, erinnert sich Horst Eckel. „Er versuchte ständig, sich weiter zu verbessern.“ Im Verein wie in der Nationalmannschaft schiebt Walter ungezählte Sonderschichten, übt Ecken, Freistöße, schult am „vernagelten Tor“, einem Vorläufer der ZDF-Torwand, seine Schussgenauigkeit. Sagenhafte neun Treffer bei zehn Versuchen in die Öffnungen, die kaum größer sind als der Ball selber, attestiert ihm das „Sportmagazin“ bei einem Besuch auf dem Trainingsplatz im Februar 1953.

Sein technisches Meisterstück legt Fritz Walter im Oktober 1956 im Leipziger Zentralstadion ab, beim deutschdeutschen Vergleich mit Wismut Karl-Marx-Stadt. 120.000 Menschen schauen dem FCK-Kapitän dabei zu, wie er eine Ecke im Flug mit der rechten Hacke in den Winkel schlägt. Nur seine Mitspieler wissen, dass dem Kunststück unzählige Fehlversuche auf dem Ascheplatz am Betzenberg vorausgegangen sind. „Die Bälle landeten überall, nur nicht im Tor“, erinnert sich Helmut Rasch. „Und dann“, schwärmt Rasch, „hat er den Mut, das vor hunderttausend Leuten zu machen!“ Ein schier unmöglicher Treffer, der durch miserables Flutlicht und einen dichten Regenschleier zusätzlich erschwert wurde.

Doch der Regen ist Fritz Walters bester Freund. Wenn es schüttet wie aus Eimern, Ball und Rasen glitschig sind, als seien sie mit Schmierseife überzogen, kann er seine unvergleichliche Ballbehandlung in einen noch größeren Vorteil ummünzen als sonst. Es ist das Wetter, das nach ihm benannt wird.

So wie das Stadion, in dem er schon mit kaum zwölf Jahren die Kaiserslauterer begeisterte. Schon in den Dreißigern gingen die Leute ein paar Stunden eher ins Stadion, um „’s kläh Fritzje“ zu sehen. Hagen Leopold, der für die „Initiative Leidenschaft FCK“ tausende Exponate aus der Walter-Zeit aufgespürt hat, kennt diese und unzählige andere Anekdoten aus jener Zeit. „Schon vor dem Krieg war ein Bild vom FCK entstanden, das immer nur die Führungsperson Fritz Walter kannte“, sagt er.

Ab 1945 dann, Kaiserslautern liegt in Trümmern, schart Fritz Walter die alten Kameraden um sich. Er ist der selbstverständliche Vater der „FCK-Familie“, mit kleinen Gesten weckt er lebenslange Loyalität. Als der blutjunge Horst Eckel Anfang 1950 zum ersten Mal bei den Profis mittrainieren darf, wählt er ihn beim abschließenden Spielchen als allerersten in seine Mannschaft. „Ich dachte, er will mich einfach aufmuntern, aber das machte er dann bei jedem Training“, erinnert sich Eckel.

So wie Eckel zu ihm emporblickt, so schaut Walter Zeit seines Lebens zu Sepp Herberger auf. In seiner steten Beziehung zum Bundestrainer, der 1948 gar sein Trauzeuge wird, zeigt sich ein Grundzug des Walterschen Charakters. „Ich bin mein Leben lang Mensch geblieben“, sagt er oft über sich. Das bedeutet vor allem: Fritz Walter ist sein Leben lang der gleiche Mensch geblieben. In Kaiserslautern ist er, der „zeitlose Antistar“, wie ihn die „Neue Zürcher Zeitung“ einst nannte, über die Jahre unverändert der Mann von nebenan, der Wäscherei- und Kinobesitzer. In der kleinen Pfälzerstadt dreht sich keiner um, wenn er mit Italia durch die Innenstadt schlendert, und niemand schaut verwundert, wenn er am Einlass seines „Universum“ steht und geduldig die Karten abreißt.

„Er hat nie den Frisör oder Metzger gewechselt“, sagt Hans-Peter Schössler. Für den heutigen Chef von Lotto Rheinland-Pfalz mündete die langjährige berufliche Zusammenarbeit mit dem DFB-Ehrenspielführer in eine enge Freundschaft. „Fritz hatte für alle ein liebes, aufmunterndes Wort“, so Schössler. „Einen solchen Menschen musste man einfach mögen.“

Fritz Walter, der Mann von nebenan. So vertraut ist er, der Fritz, den Leuten, dass paradoxerweise die Langform seines Namens zur intimen Anrede wird. Friedrich, so nennen ihn nur enge Freunde.

Die Kehrseite der Gutmütigkeit: Das Wörtchen „nein“ ist ihm fremd. Selbst im hohen Alter noch signiert der Fußballstar von einst Sektflaschen, Bücher und Sponsorenpost, stapelweise, stunden- und tagelang.

Bei aller Bescheidenheit schafft der begnadete Erzähler Walter sich selbst mit den zahlreichen Veröffentlichungen unter seinem Namen schon früh einen mächtigen Resonanzraum für seinen Ruhm. Mit Werken wie „3:2. Das Spiel ist aus!“ oder „Spiele, die ich nie vergesse“ begleitet Walter im Laufe der Jahre als Co-Kommentator seine eigene Laufbahn. Spielszenen kann er auch Jahrzehnte später wie einen inneren Film abrufen. „Wenn Fritz von früher erzählte, vergingen zwei Stunden wie fünf Minuten“, schwärmt auch Miroslav Klose, der 41 Jahre nach Walters Karriereende für den 1. FC Kaiserslautern debütierte und mit glänzenden Augen von den Treffen mit den Weltmeistern von 1954 berichtet.

1958 spielt Fritz Walter seine zweite und letzte WM. Der Krieg hat ihm die besten Jahre als Fußballer genommen. Die dominante Persönlichkeit wie vier Jahre zuvor ist der fast 38-Jährige in Schweden nicht mehr, die schwachen Nerven jedoch sind treue Gefährten. In den Halbzeitpausen der WM-Partien versucht sich Walter, mit einem Glas Sekt Beruhigung einzuflößen. Es will nicht recht gelingen. Nach einem bösen Foul des linken schwedischen Läufers Sigvard Parling im Halbfinale wird er von zwei Betreuern vom Platz getragen – es bleibt sein letztes Länderspiel.

In den Jahren nach der Karriere kommen die persönlichen Fernziele, alle verbunden mit seiner geliebten Italia: Goldene Hochzeit, 80. Geburtstag. Dass er zusammen mit seiner Frau auf das Millennium anstoßen kann, macht Fritz Walter überglücklich. „Er sprach schon Jahre vorher davon, wie es sein muss, wenn vorne eine 2 statt einer 1 steht“, sagt Hans-Peter Schössler, „das war sein Sinn für das Geschichtsträchtige, für das, was bleibt.“

2 nach 1: Das verblüffend simple Weltbild eines Mannes, dem sein Wohnort, das verschnarchte 2.500-Seelen-Dorf Alsenborn, nie zu klein wurde, eines Mannes, dem die große Bühne nie ganz geheuer war, obwohl er derart auf ihr glänzte. Natürlich hat er selbst Geschichte geschrieben, Fußballgeschichte zumal, und das wie kaum ein zweiter. Fritz Walter hat, wenn wir im Bild bleiben wollen, der 1 die 2 nachfolgen lassen, als Spieler, der den Übergang zwischen Vor- und Nachkriegszeit symbolisiert – oder besser: den Nicht-Übergang. Weil sich Fritz Walters Welt, die Welt seines geliebten Fußballs, zwischen 1939 und 1945 nicht änderte, während alles um sie herum zerstört wurde, muss sein (Über)leben und Wirken von den Zeitgenossen wie ein Ausdruck der Beständigkeit, des „es geht doch weiter“ empfunden worden sein. Vielleicht ist dies dann sein größter Verdienst: den Menschen, die noch unter der Schwere des Kriegs und seinen Folgen litten, aufs neue die Leichtigkeit und Unbeschwertheit aufgezeigt zu haben, mit der dieses Spiel gespielt werden kann. Sicher ist, dass er sich darüber nicht im klaren war, sondern einfach nur Fußball spielen wollte. Fairen, ehrlichen Fußball.

Was bleibt, ist die Erinnerung an einen großen Fußballer und Menschen – auch bei seinen Erben im roten Jersey, die nach der Walterzeit fast 40 Jahre brauchten, um wieder Meisterhaftes zu vollbringen. In typischer Art adelte der Ahnherr des Pfälzer Fußballs dann seine Nachfolger. Auf der Weihnachtsfeier nach dem Titelgewinn 1998 beschied Friedrich, der Große, dem kleinen Brasilianer Ratinho, seinem Nachnachfolger auf Halbrechts: „Mäuschen, ich habe zwar mehr Tore als du geschossen, aber du bist der bessere Techniker.“ Der wusste erst gar nichts zu entgegnen und blickte verschämt zu Boden. „Fritz“, brachte das Mäuschen schließlich hervor, „ich bin nur ein Teil dieser Geschichte. Aber du – du bist die Geschichte.“