– Belgiens teure Toptalente um Witsel und Hazard müssen sich in der WM-Qualifikation beweisen
Berlin (dapd). Die Zeit, in der Preußen Münsters legendärer 100.000-Mark-Sturm den deutschen Fußball unsicher machte, liegt mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts müssen schon ein paar Nullen angehängt werden. 100-Millionen-Euro-Generation stünde daher als passender Beiname für Belgiens Fußball-Nationalelf im Jahre 2012 parat.
Denn der 23 Jahre alte Axel Witsel ist für 40 Millionen Euro gerade zu Zenit St. Petersburg transferiert worden; Eden Hazard, 21, ging für ebenfalls 40 Millionen im Juli zum FC Chelsea, wo seit einem Jahr schon Romelu Lukaku unter Vertrag steht, der 20 Millionen gekostet hat. 100 Millionen, ungeachtet allen Größenwahns im osterweiterten Fußball, eine beeindruckende Summe für die drei größten Talente eines kleinen Landes. Weitere 60 Millionen haben vor allem die englischen Klubs schon für Spieler wie Marouane Fellaini vom FC Everton, Moussa Dembele und Jan Vertonghen von Tottenham sowie Torwart Thibaut Courtois (von Chelsea derzeit an Atletico Madrid ausgeliehen) auf den Tisch gelegt. Neun Premier-League-Profis stehen in Wilmots‘ Kader – Rekord aller Teilnehmer vom Festland.
Die Tendenz weist zurück in die Zukunft: Zuletzt waren belgische Spieler in den goldenen 80er Jahren so begehrt, als Mannschaften um Eric Gerets, Jan Ceulemans und Jean-Marie Pfaff Vize-Europameister und WM-Vierter wurden. Belgiens Jungstars müssen da erst noch nachziehen, als erster Schritt steht die erste Qualifikation für eine Weltmeisterschaft seit 2002 auf dem Plan – unter dem neuen Nationaltrainer und Ex-Schalker Marc Wilmots, der seit Mitte Mai im Amt ist.
Die Chancen stehen vor dem ersten Spiel am Freitag in Wales nicht schlecht, die Gruppe A ist die wohl ausgeglichenste, Kroatien, Serbien, Mazedonien und Schottland lauten die weiteren Gegner. Es soll nun wieder klappen mit einem Weltturnier, wie stets zuvor zwischen 1982 und 2002. Mit einem 4:2 gegen die Niederlande haben sich die Belgier Mitte August schon warmgelaufen für diese Aufgabe.
Wilmots bremst die Euphorie. „Eine goldene Generation wird an Ergebnissen gemessen“, sagt er. Dass Medien Hazard, den teuersten Premier-League-Zugang des Sommers, schon zum „neuen Messi“ machen, weist der Eurofighter a. D. ebenfalls zurück: „So weit sind wir noch lange nicht. Messi ist Weltfußballer, hat die Champions League gewonnen. Eden muss diese Schritte erst noch machen.“
Doch immerhin hat Hazard bei Chelsea ohne Verzögerung groß aufgespielt, in seinen ersten drei Ligaspielen nicht weniger als sechs Tore vorbereitet. Stürmer Lukaku hat sich dagegen nach einem Jahr zum Vergessen erst einmal zu West Bromwich Albion ausleihen lassen. Dort erhält das Toptalent, das schon mit 16 als Profi debütierte, Spielpraxis, die auch dem Nationalteam zugutekommen könnte. Andere wie Fellaini vom FC Everton haben sich nach vier Jahren in England längst durchgesetzt. Courtois spielte als 19-Jähriger die komplette Saison als Keeper bei Europa-League-Sieger Atletico.
Die zehn Spiele auf dem Weg nach Brasilien werden zeigen, wie belastbar und auch wie teamfähig die Hochbegabten sind. „Wenn wir in Wales gewinnen, können wir das Kroatien-Spiel am Dienstag entspannter angehen“, sagt Ex-Nationalspieler Philippe Albert uefa.com. „Und wenn wir entspannt sind, dann sind wir Belgier immer sehr gut.“