– NBA-Finals: In den USA ist die Stimmung zugunsten der Mavericks gekippt – Wade und James als Buhmänner
Berlin/Miami (dapd). Dirk Nowitzki und seine Mitspieler von den Dallas Mavericks werden 20.000 Menschen gegen sich haben, wenn sie am Montagmorgen deutscher Zeit (2:00 MESZ) aufs Parkett der American Airlines Arena in Miami laufen. Die Mehrheit der Millionen Basketballfans in den USA aber dürfen die Texaner hinter sich wissen. Vor Spiel sechs, bei dem Dallas mit einem Sieg den ersten NBA-Titel der Klubgeschichte festmachen kann, ist die Sympathie in den Medien fast überwältigend aufseiten der Mavs mit ihrem deutschen Superstar. Durch ihre zwei Siege in Folge, die wenige für möglich gehalten hatten, mehr noch aber durch die Begleitumstände, sind die Dallas Mavericks zum moralischen Favoriten dieser Endspielserie geworden.
Begonnen hat der Stimmungsumschwung mit dem vierten Spiel, in dem Dirk Nowitzki trotz 39 Grad Fieber im Schlussviertel zum entscheidenden Mann wurde. Die Bilder des mit nassen Handtüchern behängten, von Husten geschüttelten Deutschen auf der Ersatzbank haben die Amerikaner nachhaltig beeindruckt. Die mediale Begeisterung für Nowitzkis Kraftakt hat Miamis „Superfriends“ LeBron James und Dwyane Wade die Schau gestohlen – und offenbar auch nachhaltig verärgert. Kurz vor dem fünften Spiel tauchte ein Video auf, das die beiden Starspieler der Heat zeigte, wie sie Nowitzkis Husten vor laufender Kamera veralberten.
„Kindisch und respektlos“
Erst nach dem sechsten Spiel, das Dallas erneut gewann und in dem LeBron James erneut im letzten Viertel enttäuschte, schlug der kurze Clip größere Wellen. Nowitzki bedachte die Aktion auf Nachfrage mit einem knappen „kindisch und respektlos“ und fügte in Richtung James und Wade hinzu: „Das sind die NBA-Finals. Wenn du Extra-Motivation brauchst, hast du ein Problem.“
Der Tenor in den US-Medien aber ist überaus kritisch. Die „New York Times“ vermutet, Dwyane Wade leide nach elf Monaten im Fokus der Kameras nun unter „Schweinwerfer-Müdigkeit“. CBS-Kolumnist Gregg Doyel schreibt, er hätte Verständnis für Attacken gegen andere Mavericks-Spieler gehabt, zum Beispiel den notorischen Lautsprecher Jason Terry oder den auf und abseits des Feldes aggressiven DeShawn Stevenson. „Aber sich über Nowitzki lustig zu machen? Ausgerechnet über ihn? Er ist der netteste Typ auf dem Parkett, er spielt mit einem Sehnenriss im Finger, er hat Spiel vier mit 39 Grad Fieber gespielt. Und er hat beide Probleme heruntergespielt“, schreibt Doyel.
Im Speziellen stürzen sich die amerikanischen Betrachter des Spiels nun auf LeBron James – und hauen munter auf ihn ein. Im Gegensatz zu seinem Kumpel Dwyane Wade, mit 28,4 Punkten pro Partie neben Nowitzki bislang der Spieler dieser Finalserie, hat der selbst ernannte „Auserwählte“ in keinem der fünf Spiele dominieren können. „LeBron James ist seziert worden wie ein Frosch in der Biologiestunde“, schreibt die „New York Times“. Das allgemeine Fazit: Große Klappe, wenig dahinter. Bislang jedenfalls.
LeBron bezeichnet sich in SMS selbst als „King James“
Nicht unbedingt sympathiebildend für James ist überdies, was ein Bericht der „Washington Post“ enthüllte: Demnach stellt sich James in SMS an Kollegen gerne selbst als „King James“ vor. In mehr als einem Artikel kam bereits der wenig schmeichelhafte Vergleich mit den Allüren von Michael Jackson auf. LeBron James sei Bewohner seiner eigenen „Neverland“-Traumwelt.
Und auch sein Wechsel von Cleveland nach Miami im vergangenen Sommer, ins warme Nest der Superstars, wird noch einmal bemüht, um ein Bild von LeBron James zu zeichnen als jemandem, der seine Fahne nach dem Wind dreht und immer schon für die ohnehin erfolgreichen Mannschaften war. „Warum glaubt ihr, sind LeBrons Lieblingsteams die Yankees und die Cowboys“, heißt es in der „Washington Post“-Kolumne. „Warum hielt er es als Kind mit Jordan und den Bulls und nicht den unglücklichen Cavaliers, nur 45 Minuten vor seiner Haustür?“
Dwyane Wade und LeBron James stehen vor dem vielleicht entscheidenden sechsten Spiel nicht nur sportlich mit dem Rücken zur Wand. Ihre Mätzchen abseits des Parketts haben sie auch viel Kredit in der Öffentlichkeit gekostet. Zum Glück für sie wird das die 20.000 in der Halle nicht interessieren.