(Tsp) Die San Francisco Giants gewinnen die Baseball-World-Series überlegen gegen die Texas Rangers und holen damit den ersten Titel in die Stadt, die anschließend im Jubel versinkt.
San Francisco zählte bis drei. Giants-Schlagmann Edgar Renteria hatte es auf den dritten Wurf des Texas-Rangers-Werfers Cliff Lee abgesehen. Mit aller Kraft schwang er den Schläger – und traf perfekt. Statt im Fanghandschuh des Gegners landete der Ball als Home-Run in den Zuschauerrängen. Die Fans feierten, denn Renterias Schlag war die Vorentscheidung – und bescherte den San Francisco Giants damit die US-Baseball-Meisterschaft. Als der 35 Jahre alte Veteran im texanischen Arlington seine Runde über die Bases drehte, sprangen die Menschen in Orange auf dem Rathausplatz in San Francisco vor Freude wild durcheinander. Als Nelson Cruz dann am Spielende als letzter Rangers-Schlagmann in die Luft schlug, begann 2700 Kilometer weiter westlich eine gigantische Party.
Man hat schließlich einiges nachzuholen. Zum ersten Mal überhaupt sind die Giants World-Series-Gewinner, jedenfalls seitdem sie im Jahre 1958 die Küste gewechselt haben und von New York nach San Francisco umsiedelten. Es ist der erste große Titelgewinn für die Stadt, seitdem das American-Football-Team der 49ers vor 16 Jahren den „Super Bowl“ gewann. Mit ihren orangefarbenen T-Shirts, Schals und Tüchern strömten die Fans zu Tausenden auf die Straßen. Und wie es sich für Amerikas liberalste und oft auch verrückteste Metropole gehört, schlugen die Bürger in der Folge auch ein bisschen über die Stränge. California-style. Toilettenpapier verstopfte die Schienen der legendären Straßenbahnen, Motorhauben parkender Autos wurden durch wilde Jubelsprünge demoliert, auch lodernde Freudenfeuer entzündeten die Massen, mitten in der Stadt, und führten über ihnen wilde Veitstänze auf.
„Ich bin froh, dass ich mein Haus abgesperrt habe“, sagte Giants-Spieler Aubrey Huff ahnungsvoll im fernen Texas. Huff darf sich nun „World Champion“ nennen, Weltmeister, wie die Amerikaner zu ihren Baseball-Meistern sagen – in beschwingter Ignoranz der Ligen in Japan, auf Kuba und anderswo. Das Finalduell der Underdogs jedenfalls hat der Underdog gewonnen. Die Giants schlugen die leicht favorisierten Rangers in fünf Spielen, weil sie deren Schlagstärke mit großartigen Wurfleistungen eliminieren konnten, nachdem die Rangers den New York Yankees im Halbfinale noch die Bälle nach Belieben um die Ohren gehauen hatten. „Sie haben in allen Spielen besser geworfen als wir, ihre Werfer waren unglaublich“, sagte Cliff Lee, der Renterias Home-Run fassungslos hinterherschaute. Tim Lincecum entschied das Duell der Wurfarme am Montag für sich. „Es hat alles geklappt“, sagte er. „Ab dem ersten Inning hat sich das Adrenalin verflüchtigt, und ich wurde ganz ruhig.“ Für Mittwoch ist wieder ein Anstieg des Glückshormonpegels in Sicht – dann paradieren die Helden durch ihre Stadt.
„Morgen melde ich mich krank. Jeder meldet sich morgen krank“, zitierte der „San Francisco Chronicle“ einen feiernden Giants-Fan. „Und gegen Mittag gehe ich dann wählen. Wir müssen ja Timmy Lincecum würdigen, indem wir Proposition 19 verabschieden.“ Proposition 19 – damit wollen die Kalifornier den Konsum und Besitz von Marihuana legalisieren. Giants-Werfer Lincecum wurde 2009 mit 3,3 Gramm des Rauschmittels in seinem Wagen erwischt. California-style eben.