Der spindeldürre Fußballheld

– Horst Eckel zum 80. Geburtstag

Kaiserslautern (dapd). Der Weltmeister trägt Trainingsanzug. Und als er mit einem Begrüßungslächeln in seiner Haustür steht, fällt einem noch eines sofort auf: Horst Eckel ist immer noch genauso gertenschlank wie auf den alten Mannschaftsfotos, auf denen drei Eckels in einen Kohlmeyer gepasst hätten. Windhund tauften sie ihn damals. Alles erreicht hatte dieser spindeldürre Bursche aus dem kleinen pfälzischen Nest Vogelbach schon mit 22 Jahren. Weltmeister, Deutscher Meister, Fußballheld, in der Pfalz wie in Deutschland. In seinem Vogelbach sowieso. Am Mittwoch wird Horst Eckel, der Benjamin der 54er-Elf, 80 Jahre alt.

Der Weltmeister bittet hinein, er geht die schmale Treppe voran ins Wohnzimmer. Dort deutet er auf das Sofa an der Wand, nimmt selbst auf dem Sessel gegenüber Platz – und fängt nach der ersten Frage an zu erzählen. Davon, wie alles losging, von 40 Saisontoren als Mittelstürmer in Vogelbach, von dem Tag, als der Juniorentrainer des großen, unendlich weit entfernten 1. FC Kaiserslautern anrief, vom ersten Training auf dem Betzenberg, bei dem Fritz Walter den 17-jährigen Neuling gleich als ersten in seine Mannschaft wählte.

Davon, wie er zweimal die Woche vom Nähmaschinenwerk Pfaff zu Fuß quer durch die Stadt und hinauf zum Training lief. Zwei Stunden Training nach neun Stunden Arbeit als Feinmechaniker. Wie er spätabends nach dem Training im Tischtennisverein daheim in Vogelbach noch seine Koordination übte, wie er oft genug auch sonntagmorgens um Meisterschaftspunkte Pingpong spielte – der FCK spielte ja erst um drei. Nein, sein Trainer in Lautern habe das gar nicht gerne gesehen, erzählt Horst Eckel, auch seine Eltern, die ihn kaum sahen, hätten natürlich gemurrt. „Aber die konnten gar nichts sagen, da gab es keine Diskussion.“

Der Sport sei nun mal sein Leben gewesen, sagt Eckel, der nach der Karriere als Fußballer noch einmal ganz von vorne anfing, studierte und Sportlehrer wurde. Seine Frau Hannelore musste ihn damals über Wasser halten, ihn, den Weltmeister, auch das aus heutiger Sicht so unvorstellbar. „Ich werde ihr das nie vergessen“, sagt Horst Eckel. Eckel erzählt Geschichten aus einer anderen Zeit, Geschichten, bei denen einem klar wird, wie weit diese 50er-Jahre eigentlich zurückliegen, gemessen in Fußballzeit.

Wer Horst Eckel einmal zugehört habe, sagt Kaiserslauterns Klubchef Stefan Kuntz, der fühle die alten Zeiten wieder aufleben. Er verkörpere die Eigenschaften, die den Verein groß gemacht hätten: „Respekt, Anstand, Ehrlichkeit und Leidenschaft.“ Eckel erzählt gestenreich, immer wenn er die Handflächen zusammenschlägt, klacken sein Ehering und der FCK-Meisterring aneinander. Eckel erzählt, wie Fritz Walter seinen Stammplatz beim Trainer durchboxte und ihm dann freundlich-bestimmt sagte, er solle auch ja gut spielen, sonst werde er ihm schön in den Hintern treten.

Wie Bundestrainer Sepp Herberger nach einem Spiel mit tadelndem Blick auf ihn zukam und ihm seinen Lieblingstrick ausredete. „Den Ball anlupfen und am Gegner vorbei“, beschreibt Horst Eckel und lächelt. Das gab es beim Chef fortan nicht mehr. Es sind Hunderte unterhaltsamer, wunderschöner Anekdoten. Wenn seine Kumpels ihn samstagabends wieder einmal zum Tanzen schleppen wollten, sagte er lächelnd ab. Nur am Sonntagabend, nach den Oberliga-Spielen, ging er hin und wieder mit seiner Hannelore ins Kino.

„Ich habe immer nur für den Sport gelebt“, sagt Horst Eckel und es klingt wie das Normalste der Welt. Es war wohl auch diese absolute Hingabe, die Fritz Walter, Eckels größter Förderer, schon ganz früh in ihm erkannte. In der Nationalelf ließ der den zwölf Jahre Jüngeren nicht wie im Verein als Rechtsaußen, sondern als rechten Läufer aufstellen – schräg hinter Walter, wo der wendige und laufstarke Eckel dem Ballkünstler den Rücken frei hielt. „Wir verstanden uns blind“, sagt Eckel, „wir waren wie eine Einheit.“

Horst Eckel ist längst gesamtdeutsche Ikone, fehlte bis ins hohe Alter auf keinem Benefizspiel und war auch da voll bei der Sache. Bei der Auslosung der WM-Spiele 2006 drosch er einen Fußball wie zu besten Zeiten in die Ränge. Seit Jahren führt er die Arbeit der Sepp-Herberger-Stiftung für den verstorbenen Fritz Walter fort. Am Mittwoch ehrt der DFB den Jüngsten seiner ersten Weltmeister. Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach kommen nach Kaiserslautern, zusammen mit 200 weiteren Ehrengästen. Man darf davon ausgehen, dass Horst Eckel froh ist, wenn der ganze Trubel wieder vorbei ist.

„Es wird gerne gezockt in der Branche“

– Andreas Buck, Ex-Bundesliga-Profi und heute Investmentfachmann, über Fußballer und das liebe Geld

Berlin/Geislingen (dapd). Als Bundesliga-Profi sprintete er für Stuttgart und Kaiserslautern über den Platz, heute legt Andreas Buck als Investmentberater das Geld der Fußballer an. Der 44-Jährige spricht im Interview mit dapd-Korrespondent Johannes Ehrmann über Würfelspiele im Mannschaftsbus und faule Anlagen im Fußball-Geschäft.

dapd: Andreas Buck, Sie kommen aus dem schwäbischen Geislingen und sind nach Ihrer Profi-Karriere Vermögensberater geworden. War doch irgendwie klar, oder?

Andreas Buck: Klar, die Schwaben haben immer schon geschaut, dass das Geld im Hause bleibt. Aber ich hatte Mathe-Leistungskurs, mich haben Zahlen schon immer interessiert, und speziell Investment.

dapd: Zu Ihren Kunden gehören auch Fußball-Profis. Wie viele sind es derzeit?

Buck: Auf 50 kommen wir auf jeden Fall. Dazu zählen Giovane Elber und Andreas Brehme, aber auch aktuelle Bundesliga-Spieler. Wir bieten ja nicht nur Investment, sondern auch Versicherungen an und kümmern uns auch um Ansprüche gegen die Berufsgenossenschaft.

dapd: Fußballer und das liebe Geld – ein ganz spezielles Thema. Didi Hamann schreibt in seiner Autobiografie, dass er einmal fast 300.000 britische Pfund in einer Nacht verloren hat. Erstaunt Sie das?

Buck: Dieser Betrag erstaunt mich schon. In meinem ersten Jahr beim VfB Stuttgart habe ich aber erlebt, dass beim Würfeln hinten im Bus plötzlich locker mein Monatsverdienst im Pott war. Es ist kein Geheimnis, dass gerne gezockt wird in der Branche.

dapd: Über welchen Betrag ging es damals im Bus?

Buck: 10.000 Mark. Das war 1990 natürlich noch jede Menge Geld.

dapd: Wie hat sich Ihr Verhältnis zum Wetten entwickelt?

Buck: Ich war für solche Spiele nie geeignet. Ich war nur einmal in meinem Leben in einem Casino, im Trainingslager des VfB Stuttgart. Am Roulette-Tisch standen sie alle und haben gezockt, alle Größen meiner Mannschaft. Ich wollte einfach mitspielen, habe auf Rot und auf Schwarz gleichzeitig gesetzt – und es kam die grüne Null! Das war ein Zeichen von ganz oben: Nie wieder.

dapd: Legendär sind die Poker-Abende im deutschen WM-Quartier 1982. Wie viel wurde und wird im Mannschaftskreis gezockt – und warum?

Buck: Wieviel? Weiß ich nicht. Das war nie meine Welt. Warum? Langeweile spielt sicher eine Rolle. Manchen wollen auch zeigen: Ich verdiene so viel, mir ist es total egal, jetzt so einen Betrag zu setzen. Macho-Gehabe ist da auch mit dabei.

dapd: Hamann zockte, um sich von seinen privaten Problemen abzulenken. Können wir uns Fußballprofis als sehr einsame Menschen vorstellen?

Buck: Das kann man schon. Es gibt ja keinen, dem man sich irgendwie mitteilen kann. Egal ob bei privaten Problemen oder wenn man mit dem Druck nicht klarkommt. Im Kollegenkreis würde man damit ja eine Schwäche offenbaren. Für viele ist es deshalb eine Ablenkung, um das Business Fußball aus dem Schädel rauszukriegen für eine Zeit.

dapd: Warum ist das notwendig?

Buck: Wenn man keinen Ball mehr trifft und trotzdem spielen muss, kann man das keinem erklären. In solchen Situationen ist man ganz alleine.

dapd: Stichwort falsche Freunde: Kamen auf Sie als Profi Leute mit falschen Versprechungen zu?

Buck: Jede Menge. Die warten nur darauf. Im Augenblick sehr in Mode: Sie stellen ein Geschäftsmodell vor, irgendwas, irgendeinen Schmarrn. Zum Beispiel eine vegetarische Burger-Kette – das floppt dann und der Spieler fängt von vorne an.

dapd: Also die moderne Version des klassischen Bauherrenmodells, mit dem reihenweise Profis pleitegingen.

Buck: Genau. Sie sagen ihnen, du brauchst ein zweites Standbein für die Zeit nach der Karriere – und damit kriegen sie die Jungs. Weil es sich ja gut anhört. Die Idee ist ja richtig, aber da geht es nur um den Geldbeutel des Anlageberaters.

dapd: Fußballer leben auf großem Fuß. In Prozent: Wofür gibt Otto Normalkicker seine Millionen aus?

Buck: Pauschal schwer zu sagen. Konsum und Lebenshaltung sind natürlich schon extrem hoch. Das meiste Geld geht jeden Monat sicher für Haus, Auto und Klamotten drauf. Aber trotzdem: Wenn die Spieler den Fehler mit den falschen Anlagen nicht machen, reicht das trotzdem noch. Dicke.

dapd: Sie haben in Stuttgart mit Eike Immel zusammengespielt. Er hat Millionen verdient und meldete 2008 Privatinsolvenz an. War Ihre Generation als erste, die extrem viel Geld mit dem Fußball verdiente, besonders gefährdet?

Buck: Ja, Eike, der saß auch am Tisch bei dem erwähnten Würfelspiel… Wir waren wohl schon besonders gefährdet. Wir haben zwar auch schon viel verdient, aber allzu viele Fehler durfte man sich nicht erlauben. Heute als Nationalspieler, der Eike ja auch war, kannst du auch viele, viele Anlagefehler machen – und du bist trotzdem durch. In heutiger Zeit würde er ja in seinen 17 Jahren, die er Bundesliga gespielt hat, locker 40 Millionen verdienen. Das ist ja Wahnsinn.

dapd: Gilt der Satz: Je mehr Geld, desto schneller will mancher es loswerden?

Buck: Das habe ich schon auch beobachtet. Der Bezug geht verloren. Wenn ich 40.000 Euro netto im Monat habe, kann ich auch mal 20.000 raushauen. Es kommen ja nächsten Monat wieder 40.000 rein.

dapd: Ist es schwierig, Profis zu überzeugen, dass sie sich keinen dritten oder vierten Sportwagen zulegen müssen?

Buck: Mitunter ist das wirklich schwierig. Ein Beispiel: Wir beraten auch Spieler aus Afrika. Da sitzen teilweise sechs Leute mit am Tisch, die alle eine andere Intention haben als wir. Sie wollen das Geld komplett verteilt haben. Da ist man ganz schnell der böse Bube, weil man dem Spieler angeblich was wegnehmen will.

dapd: Gibt es Dinge, die Sie noch überraschen können?

Buck: Nach der Karriere erhalten die Spieler teilweise viel Geld von der Berufsgenossenschaft, wenn sie früher länger verletzt waren. Und da ist wirklich erschreckend, wie viele sagen, dass sie es gut brauchen können. Von Spielern, bei denen man nie gedacht hätte, dass sie ein Problem bekommen könnten. Die sechs bis sieben Jahre in der Bundesliga gespielt haben.

dapd: Wo ist deren Geld in der Regel geblieben?

Buck: Ganz ehrlich: Da hake ich nicht nach.

Schnee, der auf Zaudern fällt

– Erste Halbzeit schlecht, zweite Halbzeit gut – am Ende zieht der HSV vorbei

Berlin (dapd). Nur wenige Minuten nach dem Abpfiff der Bundesliga-Partie zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV schien es, als wollte der dafür Zuständige einen schützenden, weißen Mantel über das zuvor Gesehene legen. Es fing kräftig an zu schneien. Mit reichlich Verspätung fiel er, Flocke um Flocke, dieser erste Schnee des Winters, Ende Januar. Ähnlich lange wie der Winter auf seinen Schnee warten die Berliner Fans nun schon auf ein Erfolgserlebnis ihrer Mannschaft. Die hatte am Samstag versucht, das neunte Heimspiel der laufenden Bundesliga-Saison zu gewinnen. Zum siebten Mal klappte das aber nicht, die Anzeigetafel wies einen 2:1-Auswärtserfolg des HSV aus.

Warum dem so war, darüber waren sich die Beteiligten einig. „Ganz desolat“, hatte Trainer Michael Skibbe sein Team gesehen – in der ersten Halbzeit. Was seine Mannschaft sich da zusammengespielt habe, sagte Skibbe weiter, sei „weit unter Bundesliga-Schnitt“ gewesen. Will heißen: Bestenfalls zweitklassig. Darüber sei zu reden, grollte der bislang glücklose Nachfolger des kurz vor der Winterpause offiziell nicht aus sportlichen Gründen entlassenen Markus Babbel.

Das Reden erledigte Skibbe vor dem Auslaufen am Sonntag. „Ich habe der Mannschaft etwas ins Büchlein geschrieben bezüglich der ersten Halbzeit“, sagte der Coach nur, deutete die Gesprächsinhalte dann aber immerhin an: Dazu zählte er die „große Lethargie“ und den „fehlenden Mut, Fußball spielen zu wollen“.

Seine Spieler widersprachen nicht. „Desolat“ nannte Andreas Ottl die ersten 45 Minuten, sein Kollege Fabian Lustenberger hatte mit „nicht gut“ noch die mildeste Formulierung parat. 0:2 hatten die Berliner zur Pause zurückgelegen, nach einem ersten Durchgang, bei dem sie ihre Zurückhaltung im Zweikampf nur durch die eigene Ideenlosigkeit im Spiel nach vorne übertrafen. „Wir haben keine Zweikämpfe gewinnen können, weil wir zu passiv gespielt und unsaubere Pässe gespielt haben“, befand Skibbe.

Hertha in den ersten 45 Minuten, das war ein Team, das den Ernst der Lage offenkundig völlig verkannte. Und sich einen absolut verdienten Zweitore-Rückstand einhandelte gegen einen Gegner, der nach der 1:5-Klatsche gegen Dortmund vor Wochenfrist sehr wohl auch seine zögerlichen Momente hatte. Hinterher freuten sich die Hamburger, dass es ihnen so einfach gemacht worden war: „Wir wollten offensiv auftreten, das haben wir auch getan. Unser Plan ist voll aufgegangen“, sagte Heiko Westermann. „Der Unterschied zu Dortmund war: Wir haben Fußball gespielt“, sagte Marcell Jansen, der das 1:0 erzielte. „Wenn ich viele Bälle bekomme, kann ich meine Stärken auch ausspielen.“ Viele Bälle bekam er, wie auch der sehr agile Rückkehrer Mladen Petric, dem kurz vor dem Halbzeitpfiff das zweite HSV-Tor gelang. „Wir wollen euch kämpfen sehen!“, hatten die Berliner Fans schon nach einer halben Stunde in die Eiseskälte gebrüllt.

Umso schlechter verdaulich wurde das alles für sie, weil sie dann doch noch die andere, bessere Seite der Hertha vorgeführt bekamen. Doch obwohl die Berliner in der zweiten Hälfte mit zunehmender Vehemenz das Tor ihrer Gäste bestürmten, gelang ihnen nicht mehr als Lasoggas Anschlusstreffer.

Zwischenzeitlich hatte man fast das Gefühl, die Hertha-Profis hätten vor dem Spiel beim Sportwettenanbieter ihres Vertrauens eine entsprechende Handicap-Wette abgeschlossen. Wenn dem so war, schauten sie ihrem Geld allesamt hinterher. Am Ende stand nur die nächste Heimniederlage und der ernüchternde Fakt, dass die Berliner nun auch offiziell die schlechteste Heimmannschaft der Bundesliga sind. Der FC Augsburg schob sich mit dem Punktgewinn gegen den 1. FC Kaiserslautern in dieser Wertung vorbei. Und auch in der Gesamtwertung wird der Boden nach unten immer dünner. Zwei Punkte sind es noch bis zum 16. Platz.

Zudem bricht Skibbe das verteidigende Personal weg: Innenverteidiger Christoph Janker fällt mit Jochbeinbruch sechs Wochen aus, Andre Mijatovic, für Janker erst ins Spiel gekommen, und Rechtsverteidiger Christian Lell fehlen beide in einer Woche gegen Hannover jeweils nach fünfter Gelber Karte. Zumindest bei Roman Hubnik, der mit dickem Knieverband in die Kabine gehumpelt war, gab es Entwarnung: Nur eine Prellung, am Dienstag soll er wieder trainieren.

Skibbe weiß, dass seine Improvisationskunst gefragt ist: „Für die kommende Woche wird es schwierig, einen Defensivverband aufzustellen, der in der Bundesliga das Tor auch mal dichthalten kann.“ Das jedoch dürfte die Grundvoraussetzung dafür sein, dass nach trainerübergreifenden acht Spielen ohne Sieg mal wieder drei Punkte in der Hauptstadt bleiben. Bis zum Frühling sollten sie damit nicht warten.

Schenkel kneten und Wuttke suchen

– Beim 1. FC Kaiserslautern hat Heinz Bossert in 39 Jahren als Masseur und Teambetreuer viel erlebt – Diskretion Ehrensache

Kaiserslautern (dapd). (Jeder Bundesligist hat sie: Langjährige Mitarbeiter, die jeder kennt und jeder mag, die im menschlichen Miteinander des Vereins eine wichtige Rolle spielen. Jeden Donnerstag stellt dapd einen vor: Die guten Seelen der Liga. Heute: Heinz Bossert, Masseur und Teambetreuer beim 1. FC Kaiserslautern.)

Los ging das Ganze für Heinz Bossert schon mal damit, dass er für die Falschen jubelte.

Die Siebzigerjahre stehen in voller Blüte, erfolgreichen Fußball spielt Bayern München, den großen Sport aber zelebriert die Borussia aus Mönchengladbach. Als der Fohlen-Elf auf dem Betzenberg das frühe 1:0 gelingt, springt Bossert begeistert auf und klatscht Beifall. Kaiserslauterns Trainer Erich Ribbeck zieht seinen jungen Masseur mit einem Ruck wieder auf die Bank zurück, auf der sie mit den Lauterer Ersatzspielern sitzen. „Was soll das?“, zischt Ribbeck.

„Ich habe ihm erklärt, dass ich schon ein bisschen ein Gladbach-Fan war. Das war doch eine Riesenmannschaft“, sagt Bossert. Mehr als drei Jahrzehnte später sitzt der 66-Jährige in einem der Medienräume des Fritz-Walter-Stadions und kann über die Anekdote lächeln.

Bossert, groß und drahtig, Händedruck wie ein Schraubstock, erzählt in breitem Pfälzisch, 1:0 ist „ännsnull“, jedes „r“ ein kleines Donnergrollen. Ach was, Ärger eingebracht habe ihm der naive Jubel beim ersten Mal nicht, sagt er. Er sei ja trotzdem überzeugter Lauterer gewesen, wie auch nicht, wenn man aus Hochspeyer kommt, nur elf Kilometer außerhalb der Stadt. „Ich war immer schon FCK“, sagt Heinz Bossert. „Es gibt ja nix anderes hier.“

Fester Platz im Sonderheft

Vor mittlerweile 38 Jahren kam er zum 1. FC Kaiserslautern, seit 1989 ist er fest und nur noch für die Profi-Mannschaft als Masseur angestellt. Es habe ihn irgendwann halt mal der Werner Mangold gefragt, sagt Bossert. Mangold, in den 50ern Mitspieler von Fritz Walter, war später Lauterer Amateur-Trainer. Und so sahen Generationen von FCK-Fans im „kicker“-Sonderheft neben dem Mannschaftsfoto Jahr für Jahr die Zeile „Masseure Bossert, Loch“.

38 Jahre, das scheint ein krisensicherer Job zu sein. „Ich weiß nicht, ob der krisensicher ist, bei dem, was man so hört“, wiegelt Bossert ab. Heutzutage würden ja manche Trainer gleich ihr komplettes Funktionsteam mitbringen, die alten flögen dann raus. „Die wechseln ja mittlerweile schon mit Ablösesummen!“ Bossert schüttelt den Kopf, schweigt dann kurz. „Aber im Großen und Ganzen“, hebt er dann wieder an, „wenn man sich immer ein bisschen ruhig verhält, funktioniert das schon.“

Diskretion, klar, die sei mit das Wichtigste. „Die Spieler sagen einem schon einiges, das darf man nicht nach außen bringen“, sagt Bossert. Und mit den Jungs um die Häuser ziehen, das habe es bei ihm eh nicht gegeben, „da macht man sich angreifbar“. Andererseits müsse der Trainer immer Bescheid wissen über Verletzungen, selbst wenn die Profis sie gerne verheimlichen würden. „Das bringt ja nix“, sagt Bossert.

Zum Wuttke-Suchen losgeschickt

Im Laufe der Jahre hat er so manchen Schenkel geknetet und so manche Geschichte erlebt. Mit Typen wie Mario Basler („das war ein Unikum“) oder Wolfram Wuttke, dem legendären Eigenbrötler. „Ja, der Wutti, der wollte nach den Spielen nie trainieren“, sagt Bossert. Und wenn Wutti sich mal wieder krankgemeldet hatte, wurde eben der Masseur vom Trainer losgeschickt. „Einmal kam er gerade im Trainingsanzug aus dem Wald“, sagt Bossert. „Ein andermal war er Tennis spielen.“

Verlängerter Trainer-Arm, Psychologe für formschwache Akteure, und als Arbeitsplatz ein paar Quadratmeter in den Katakomben, „ganz unten im Keller. Da waren zwei Massagebänke, fünf Idealbinden oben auf der Fensterbank – und eine Flasche Öl.“ Ein Knochenjob. Noch am Abend vor jedem Spiel mussten Bossert und Kollege Heinrich Loch die komplette Mannschaft durchkneten, wie es damals eben üblich war.

Vieles hat sich seitdem geändert. Seit er 2009 mit der Massiererei aufgehört hat, mischt Bossert den Kaiserslauterer Profis die passenden Elektrolyt-Getränke für die Zeit vor, während und nach dem Training an. Eine kleine Wissenschaft für sich. Was die Spieler vor 30 Jahren beim Training getrunken hätten? „Gar nix“, sagt Bossert. „Während des Trainings durften die gar nix trinken. Die hatten oft Schaum vor dem Mund und sind richtig aggressiv geworden.“ Er schüttelt den Kopf. „Trocken trainieren“, das sei damals die Lehrmeinung gewesen.

Im Laufe der Jahre hat Heinz Bossert einiges an Auf und Ab mitgemacht. Meisterschaften, Pokalsiege, Abstiege. Insgesamt „mehr schöne als schlechte“ Zeiten, wie er betont. „Ganz schlimm war’s in Leverkusen und Wolfsburg, als wir abgestiegen sind. Erst einen Tag später merkt man, was da passiert ist.“ Auch für den Masseur war die Zweite Liga ein schwerer Gang. Es sei noch einmal rauer zugegangen auf dem Platz. „Da gab’s mehr zu tun, das war schon so.“

Das alles schweißt zusammen. „Man verliert und gewinnt miteinander“, sagt Bossert, der längst unzertrennlicher Teil der Mannschaft ist. Deshalb weiß Heinz Bossert auch noch nicht genau, wann Schluss ist. Eigentlich will er kommenden Mai aufhören. Aber nur, wenn der FCK nicht zum dritten Mal absteigt. „Dann hänge ich noch ein Jahr dran, wenn sie das wollen“, sagt Bossert. So will man ja nicht abtreten.

Feinde fürs Leben

– Derbys bringen das Schlimmste und Schönste des Sports hervor – „Chaos, dazu sind sie da“

Berlin (dapd). Miroslav Klose ist unsterblich. Aus einem ganz einfachen Grund: Nicht als WM-Torschützenkönig oder Mann, der bald Gerd Müller abgelöst haben wird. Sondern als der Stürmer, der Lazio Rom zur Stadtherrschaft geschossen hat. Mit seinem Siegtor in der Nachspielzeit des Derbys gegen AS hat sich der Deutsche, den sie nun liebevoll „il panzer“ nennen, im Oktober auf ewig die Herzen der Laziali gesichert.

Fußball-Derbys befördern die Extreme dieses Sports an die Oberfläche. Bei Derbys werden Helden gemacht, doch die schönste Nebensache der Welt kann genauso schnell zur schlimmen Hauptsache werden. Bleiben wir zunächst in Rom: Im April 2010, Lazio verlor 1:2, gab es böse Ausschreitungen auf den Rängen – und nach dem Schlusspfiff auch wildes Geschubse auf dem Platz. Ein internationaler Live-Kommentator ordnete das Geschehen lakonisch ein: „Und natürlich endet das Derby im Chaos. Dafür sind sie da.“

Chaos und Gewalt, die ewigen Begleiterscheinungen dieser allzu oft als Ventil aller möglicher reellen oder längst verblichenen Feindschaften dienenden Spiele. „Knietief in Katholikenblut“ waten beispielsweise die Anhänger der Glasgow Rangers dem „Old Firm“, dem legendären Match gegen Celtic, entgegen. Diese Zeile jedenfalls schmettern die Fans des Protestanten-Klubs in der martialischen Hymne „The Billy Boys“ ihren besten Feinden in Grün-Weiß entgegen. Konfessioneller Hass, der selbst die UEFA auf den Plan rief.

In Griechenland nutzen Fans von Panathinaikos Athen und Rivalen wie Olympiakos Piräus oder AEK Athen selbst Frauen-Volleyballspiele, um aufeinander einzuhauen und zu -stechen. Im polnischen Krakau gab es erst Anfang des Jahres einen Toten bei Auseinandersetzungen zwischen Wisla und Cracovia.

Wann ist ein Derby ein Derby?

Nicht nur Zerstörungswut, auch Kreativität entsteht in diesen Extremsituationen. Das zeigt das Beispiel der Dortmunder Fans, die einst tatsächlich ein Flugzeug anmieteten, um damit ein Transparent mit der Aufschrift „Ein Leben lang keine Schale in der Hand“ durch den Himmel über der Schalker Arena zu ziehen.

Doch wann ist ein Derby ein Derby? Wichtigstes Kriterium ist zunächst die örtliche Nähe der beiden Klubs, auch wenn es hier gewichtige Ausnahmen gibt: Über 600 Kilometer fahren die Mannschaften von Real Madrid und FC Barcelona zu den Auswärtspartien des spanischen „Clasico“, der sich vor allem aus kulturellen und politischen Gegensätzen aus der Franco-Zeit speist.

Besonders nah sind sich dagegen die Teilnehmer des Merseyside-Derbys, der FC Liverpool und der FC Everton, deren Vereinsgelände weniger als eine englische Meile auseinanderliegen.

Neunzig Minuten Klassenkampf

Ebenso oft werden soziale Differenzen zwischen den Klubs bemüht. Beim „Superclasico“ von Buenos Aires zwischen den proletarischen Boca Juniors und dem reichen River Plate tobt in regelmäßigem Abstand also 90-minütiger Klassenkampf. Inwiefern dieses einmal kultivierte Bild überhaupt noch gültig ist, spielt keine Rolle. Derbys leben eben hauptsächlich von der Tradition, die Jahr um Jahr erneuert wird.

Auf dem und abseits des Spielfelds geht es daher auch um spektakuläre Aktionen, die allen unvergesslich bleiben. In diese Kategorie fällt sicherlich der geisteskranke Coup der Fans von Inter Mailand, die es 2001 zum Derby gegen den AC fertigbrachten, eine ganze Vespa in den Block zu schmuggeln und den Motorroller in den Unterrang purzeln zu lassen.

Während es an der Echtheit von Duellen wie AC gegen Inter nichts zu deuteln gibt, existieren jedoch auch Derbys, die eigentlich gar keine sind. Das Zweitligaspiel des FSV Frankfurt gegen die Eintracht Ende August (Endstand 0:4) erregte die Gemüter kaum. Die wahren Konkurrenten in der Region sehen die Eintracht-Fans dann doch eher in Offenbach oder Kaiserslautern. Die TSG Hoffenheim schließlich hat mangels Historie in den oberen Ligen überhaupt noch keine Derby-Erfahrung. Auch Feindschaft muss man sich eben erst erarbeiten.

Für die Wand

– Union Berlin wirbt bei seinen Fans für die neue Stadionanleihe

Berlin (dapd). Das erwartungsvolle Raunen endet abrupt, als die Profi-Mannschaft des 1. FC Union Berlin pünktlich um 13.30 Uhr den Raum betritt. Es brandet nun lauter Applaus auf, der in rhythmische, stehende Ovationen mündet. Dabei stehen diesmal gar nicht die Spieler des Fußball-Zweitligisten im Mittelpunkt. Sie sitzen in den folgenden Stunden in Reihe zwei und drei, teils mehr, teils weniger gelangweilt. Union feiert sich selbst an diesem Sonntagmittag, sich und seine Ideale. Die Vereinsführung präsentiert den über 2.000 erschienenen Mitgliedern das Konzept, ihnen die Mehrheit des Stadions An der Alten Försterei in Aktienform anzubieten.

Zeitgleich will Union mit einer neuen Tribüne bis Sommer 2013 endlich zum modernen Fußball aufschließen. Schon als die Fans, die sich stolz „Unioner“ nennen, draußen noch Schlange gestanden haben, war drinnen, an den Wänden der Ballsporthalle Hämmerlingstraße, die Animation der geplanten neuen Haupttribüne an die Wand geworfen. Einen Steinwurf weiter soll sie dann mal stehen: Ein schicker dreistöckiger Backsteinbau mit aufragenden Dachträgern, der die drei bereits sanierten Tribünen verbindet. Die 3D-Ansicht erinnert ein bisschen an die Stadionausbau-Option früher Fußball-Manager-Computerspiele. Da konnte der Spieler selbst das Stadion formen, wie er wollte.

Völlig abseits der Köpenicker Realität ist das nicht. Die Fans haben hier schließlich bereits drei Viertel des Stadions weitgehend eigenhändig runderneuert. 140.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden kamen in der Saison 2008/09 zusammen. Ein Beispiel mit großer Außenwirkung.

Zingler sagt, was den Fans gefällt

Präsident Dirk Zingler weiß das, weshalb er auch gleich zu Beginn die Verbindung herstellt. Das Tortenstück der derzeit 57 Prozent an Vereinsanteilen am Stadion kommentiert er so: „Hier steckt die Leistung der Stadionbauer drin, hier sind eure 140.000 Stunden drin. Dafür müssen wir noch lange Dankeschön sagen.“ Nun soll jeder Fan sich also ein Stück Alte Försterei zu Hause an die Wand hängen können. In Form einer Aktie. Eine lohnende Geldanlage dürfte sie dagegen für die wenigsten werden. Aber darum soll es auch gar nicht gehen.

Zingler ist verkabelt wie ein Fernsehmoderator, er trägt seriösen grauen Zwirn über dunklem Hemd und Krawatte. Zingler spricht Schlagworte aus, die den Fans gefallen. Sie lauten „Unabhängigkeit“, „Mitbestimmung“ und „Teilhabe“. Er kann sich Seitenhiebe nicht verkneifen gegen die „Kommerz-Vereine“, das Stichwort „Red Bull“ fällt, auch „Event-Stimmung“. Die Unioner raunen. In einem Werbe-Clip für die Aktie weist Zingler eine Stadionumbenennung in „Hakle-feucht-Arena“ entnervt zurück. Die Unioner johlen.

„Wir haben uns gefragt, wem gehört das Stadion An der Alten Försterei“, ruft Zingler schließlich in den Raum, und eine Frau aus dem Publikum ruft prompt zurück: „Uns!“ Genau darum gehe es, sagt Zingler. Jeder Unioner soll sich seinen Kleinstanteil an der persönlichen Pilgerstätte sichern können. Eine Treppenstufe wäre das vielleicht, oder ein halber Wellenbrecher. Keiner darf mehr als zehn Aktien besitzen. „Eine Fremdübernahme ist unmöglich“, ruft Zingler auf Nachfrage. Kritik vonseiten der Fans gibt es kaum am Sonntag.

Fünf Millionen Euro sollen sich durch die Zeichnung von 10.000 Aktien in die Kassen des Zweitligisten ergießen. Und damit laut Zingler auch die finanzielle Unabhängigkeit beim Neubau der Haupttribüne erhöhen. Sie soll 15 Millionen Euro kosten.

Runter von der Hühnerleiter

Für die aktuelle Miniatur-Tribüne und die angrenzenden Örtlichkeiten ist das Wort provisorisch noch untertrieben. VIPs werden in angrenzenden Zelten abgespeist, Pressevertreter sitzen auf einer Hühnerleiter unterm Dach und nach dem Spiel steigt aus den Fensterschlitzen der Umkleide-Container der Dampf der Duschen in die Mixed Zone. Wenn man sich auf die Zehenspitzen stellte, könnte man wohl Kapitän Torsten Mattuschka beim Einseifen zuschauen. „Es wird deutlich bessere Bedingungen geben, als man es jetzt gewohnt ist“, sagt Dirk Thieme, der Vorstandsvorsitzende der Stadiongesellschaft.

Während diese Form von Fanaktien in Deutschland Seltenheitswert hat, sind Stadionanleihen nichts Neues. Erst am Donnerstag begann die Zeichnungsfrist bei Unions Zweitligakonkurrenten FC St. Pauli. Anteile im Wert von 1,8 Millionen Euro kauften die Fans bis Sonntagnachmittag. Die kreative Geldbeschaffung (hier in Anteilen von 100, 500 oder 1910 Euro) soll in Hamburg vor allem dem Ausbau des Trainingszentrums dienen. Vor sieben Jahren hatten Paulianer Fans den Verein mit Retter-T-Shirts, Retter-Aktionen und Retter-Spenden vor der Insolvenz bewahrt.

Dass auch Union für seine Fans eine echte Herzensangelegenheit ist, zeigt sich auf der sonntäglichen Versammlung während der zwischenzeitlichen Fragerunde. „Hallo, ick bin Smiley“, meldet sich ein Fan mit Käppi und Schal zu Wort und präsentiert den Vereinsverantwortlichen statt einer Nachfrage einfach einen Strauß Rote Rosen. Näher kommt man sich an diesem Nachmittag nicht mehr.

„Viele mit meinen Anlagen gab es nicht“

– Yildiray Bastürk entschied sich, für die Türkei zu spielen – auch weil der DFB sich nicht für ihn interessierte

Berlin (dapd). Yildiray Bastürk, 1978 im westfälischen Herne geboren, absolvierte insgesamt 49 Länderspiele für die Türkei und wurde mit dem Heimatland seiner Eltern WM-Dritter 2002. Im Gespräch mit dapd-Korrespondent Johannes Ehrmann erklärt der 249-malige Bundesligaspieler, warum er nie für Deutschland auflief und spricht über die Unterschiede zwischen der Situation vor zehn Jahren und heute.

dapd: Der türkische Europa-Scout Erdal Keser betont immer wieder, dass die Entscheidung für eine Nationalmannschaft eine Herzensangelegenheit sein sollte. War es das für Sie damals?

Bastürk: Zu meiner Zeit war alles ja noch ein bisschen anders als heute, Spieler mit Migrationshintergrund gab es ja praktisch gar keine. Außerdem habe ich sehr früh, nämlich bei der U16, angefangen, für die Türkei zu spielen. Dann noch den Verband zu wechseln, war damals schwieriger als heute.

dapd: Hat sich der DFB nicht für Sie interessiert?

Bastürk: Erst anderthalb Jahre später, als ich 18 war. Ich spielte in der Westfalen-Auswahl und wurde rings um ein Länderspiel in Duisburg gefragt, ob ich Lust hätte, für Deutschland zu spielen.

dapd: Aber Sie hatten keine?

Bastürk: Ich hatte einfach schon einige Turniere mit den türkischen Spielern zusammen gespielt und viel Spaß mit der türkischen Mannschaft gehabt, von daher war die Sache schon erledigt für mich.

dapd: Wie war denn der erste Kontakt zum türkischen Verband zustande gekommen?

Bastürk: Das ging von mir aus. Ich habe meinen Jugendleiter bei Wattenscheid 09 gefragt, ob es die Möglichkeit gibt, den Kontakt zum türkischen Verband herzustellen. Zufällig war nur eine Woche später ein Sichtungslehrgang für 14- bis 17-Jährige in München. Der Jugendleiter fuhr mich und einen Mitspieler hin. Ich habe zwei Spiele gemacht, am Ende wurden vier oder fünf von sechzig Teilnehmern ausgewählt. Ich war dabei.

dapd: Kaum zu glauben, dass Ihre Nationalmannschaftskarriere auf eine persönliche Initiative zurückging.

Bastürk: Damals waren die Türkei aber auch Deutschland noch bei weitem nicht auf dem Stand wie heute, was die Sichtung betrifft.

dapd: Welchen Einfluss haben Ihre Eltern genommen?

Bastürk: Die haben sich eigentlich völlig rausgehalten, weil sie auch gar nichts von Fußball verstehen. Mein Bruder hatte Einfluss, aber es war meine eigene Entscheidung.

dapd: Das erste Länderspiel bestritten Sie als 19-Jähriger 1998 gegen Albanien, dann aber hatten Sie drei Jahre keinen Einsatz mehr für die A-Auswahl.

Bastürk: Ja, das stimmt. In der Türkei dachte man sich wohl, komm, den laden wir ein, dann haben wir ihn auf der sicheren Seite. Mustafa Denizli hat mich damals berufen, ich habe aber, glaube ich, nur zwei oder drei Minuten gespielt. Danach wurde ich dann zwei, drei Jahre lang in der türkischen U21 eingesetzt.

dapd: Hätten Sie sich auch eine Karriere im DFB-Trikot zugetraut?

Bastürk: Auf jeden Fall. Sehen Sie, ich habe ja mit 22 schon mit Bayer Leverkusen in der Champions League gespielt, mit 23 habe ich an der WM teilgenommen. Ich denke schon, dass ich auch in Deutschland meine Chance gehabt hätte, so viele Spieler mit meinen Anlagen gab es ja damals nicht.

dapd: Vor zehn Jahren herrschte in Deutschland im Gegensatz zu heute ein großer Mangel an kreativen Mittelfeldspielern.

Bastürk: Jürgen Klinsmann sagte später einmal, dass ein Mann wie ich der deutschen Mannschaft gut getan hätte. Aber die Zeiten waren eben andere, wie ich schon sagte. Spieler mit Migrationshintergrund gab es kaum im deutschen Team. Das fing ja gerade erst an, mit Gerald Asamoah zum Beispiel.

dapd: Rückblickend haben Sie vieles richtig gemacht mit Ihrer Entscheidung. 2002 wurden Sie sensationell WM-Dritter mit der Türkei. Ihre schönste Erinnerung der Karriere?

Bastürk: Das Jahr 2002 allgemein, die Saison mit Leverkusen und dann die WM mit der Türkei. Schon als wir uns nach fast 50 Jahren das erste Mal wieder qualifiziert hatten, war die Euphorie sehr groß. Die WM war ein großartiges Turnier mit einer großartigen Mannschaft: Hakan Sükür, Ilhan Mansiz, Bülent Korkmaz. Wenn Sie heute durch die Türkei fahren und die Leute nach der besten türkischen Mannschaft fragen, werden sehr viele das Team von 2002 nennen. Vergleichbar war die Begeisterung nur noch 2008 während der EM.

dapd: Da schied die Türkei erst im Halbfinale aus – gegen Deutschland. Sie waren nicht dabei, weil Fatih Terim Sie vor dem Turnier aus dem Kader strich.

Bastürk: Das war eine negative Erfahrung, die mich sehr lange begleitet hat und mich manchmal immer noch belastet. Das war der tiefste Punkt meiner Karriere, eine große Enttäuschung. Ich konnte die Entscheidung wie viele andere nicht nachvollziehen. Aber so ist der Fußball, man kann nicht nur Höhen haben.

dapd: Nuri Sahin, die Altintops, jetzt Ömer Toprak – nach Ihnen haben sich zahlreiche Deutsch-Türken für die türkische Auswahl entschieden. Manche sagen, das sei unfair gegenüber dem deutschen Verband und den Klubs, die sie für viel Geld ausgebildet haben.

Bastürk: Ich kann das verstehen, wenn man so viel in einen Spieler investiert hat. Aber auch die andere Seite ist für mich nachvollziehbar. Ich weiß nicht, ob Ömer Toprak eine Perspektive in der deutschen Nationalmannschaft gehabt hätte oder nicht. Das kann ich nicht beurteilen. Jeder Spieler ist selbst verantwortlich für seine Entscheidung. Wie gesagt, ich verstehe beide Seiten.

Keeper in der Krise: Der Fall des Tobias Sippel

– Flüchten oder Kämpfen? Kaiserslauterns Torwart steht am Scheideweg

Berlin/Kaiserslautern (dapd). Tobias Sippel ist ganz schön gealtert seit März, rein äußerlich jedenfalls. Er hat sich die ehemals strähnigen Haare raspelkurz abgeschnitten und sich einen Stoppelbart wachsen lassen. Nun sieht Sippel, 23 Jahre alt, eher nach Ende als nach Anfang zwanzig aus. Vom offiziellen Spielerfoto der Saison 2011/12 blickt der Torwart des 1. FC Kaiserslautern einen unter grimmigen Brauen an, den Mund missmutig nach unten verzogen.

Tobias Sippel ist nicht glücklich derzeit. Dem jungen Mann droht schon jetzt eine Midlife-Crisis als Profi.

Rückblende: Anfang März war der langhaarige und glattrasierte Sippel noch Kaiserslauterns strahlender erster Torwart. Im Derby bei Eintracht Frankfurt bestritt er sein 98. Ligaspiel als Profi für den Verein, zu dem er damals als Zehnjähriger gekommen war. Dann bekam Sippel die Grippe, er verpasste zwei wichtige Spiele, die sein Klub beide gewann. Und fortan war Tobias Sippel ein Banktorwart.

Nicht mal mehr zweiter Keeper

Seit Anfang Juli ist Sippel zusätzlich ein Banktorwart, der es mit einer Alkohol-Fahrt auf die Seite eins der „Bild“ geschafft hat. Das hat ihm neun Monate Taxifahren und 36.000 Euro Geldstrafe durch die Staatsanwaltschaft eingebracht, sowie eine nicht näher bestimmte vereinsinterne Strafe.

Am vergangenen Wochenende wurde Sippel dann aus dem Kader der Pfälzer für das Pokalspiel in Berlin gestrichen, „aus disziplinarischen Gründen und für dieses eine Spiel“, wie Trainer Marco Kurz mitteilte. Tobias Sippel, im Mai 2010 im Kader der Nationalmannschaft, war plötzlich nicht mal mehr zweiter Keeper in Lautern.

Im Fußballdorf Kaiserslautern, wo jede Wand vier Ohren und acht Augen hat, wird seitdem eifrig über Sippels Nachtleben debattiert. Jeder will ihn woanders gesehen haben, meist natürlich ziemlich betrunken. Nur Gerüchte, heiße Luft, die in anonymen Internetforen verblasen wird. Dennoch war der Wind, der Sippel um die Nase weht, schon mal schwächer.

„Nicht unbedingt motivationsfördernd“

„Natürlich ist das nicht unbedingt motivationsfördernd“, sagt Sippels Berater Michael Becker zur Degradierung seines Schützlings für ein Spiel. „Aber ein Profi muss eben auch manchmal Sachen, die er nicht versteht, respektieren.“ Becker sagt, er wisse ebenfalls nicht, wofür Sippel genau bestraft worden sei: „Vielleicht wollte man ihm Zeit zum Nachdenken geben.“

Nachgedacht haben könnte Sippel unter anderem über die sich bietenden Alternativen: Lässt er sich als Nummer zwei hinter Kevin Trapp hängen? Dann droht im schlimmsten Fall der komplette Karriereknick. Oder hängt er sich rein, auch auf die Gefahr, dass er an Trapp nicht vorbeikommt und ein Jahr oder länger Frust schiebt?

Ein Wechsel oder eine Ausleihe zu einem anderen Klub, bis Ende August wäre dieser noch möglich, steht offenbar nicht zur Debatte. Er wisse von keinem Angebot, sagt Berater Becker: „Der Markt ist jetzt zu.“ Die Torwartpositionen in der Bundesliga sind verteilt.

Beckers Traumszenario hat sich zerschlagen

Becker ist dieser Tage nicht der glücklichste aller Berater. Nicht genug, dass alle wieder einmal auf seinem Kronjuwel Michael Ballack herumhacken, auch die Situation in Kaiserslautern ist für ihn aus Beratersicht ungünstig. Denn Kevin Trapp steht ebenfalls bei dem Rechtsanwalt mit Sitz in Luxemburg unter Vertrag. Einer seiner talentierten Tormänner wird also in jedem Fall auf der Bank sitzen und an Marktwert verlieren. Beide Keeper haben noch einen Vertrag bis 2013.

Beckers Traumszenario hat sich im Frühsommer zerschlagen. Trapp hätte für eine hübsche Millionensumme als Neuer-Nachfolger zu Schalke 04 wechseln sollen, Sippel wäre kampflos zur Nummer eins in Lautern aufgestiegen. Doch daraus wurde nichts. „Ich muss nicht jede Entscheidung von Stefan Kuntz verstehen“, sagt Becker knapp.

Nur ändern lässt sich erst einmal nichts, weder für Becker noch für Sippel. Seinem unglücklichen Torwart rät der Berater daher, ruhig zu bleiben: „Er soll die Situation akzeptieren, so was kommt vor.“

Eine Grippe, die alles verändern kann, hat man sich schließlich schnell mal eingefangen.

Wenn das Kartenhaus zerfällt

– Oberligist BFC Dynamo steht nach der Fan-Gewalt unter „Schockstarre“ – Polizei bemängelt Absprachen

Berlin (dapd). Am Tag danach lag eine unwirkliche Friedlichkeit über dem Verein. Ein knuffiger Plüsch-Teddybär im Vereinsshirt wurde auf der Webseite des BFC Dynamo zum Verkauf angeboten, die vier Flutlichtgiraffen des Jahnsportparks trotzten still und eisern dem Berliner Nieselregen. „Das größte Gut des Vereins sind seine Fans“, hat ein BFC-Fan über seine Webseite geschrieben. Am Samstagabend hat sich dieses Gut in die größte Last verwandelt.

Um die 100 Randalierer hatten nach dem Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern den Gästeblock gestürmt und wahllos um sich geschlagen. Verletzte gab es nicht nur unter den Lauterer Fans. „Es ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die in letzter Zeit an der Vereinsarbeit beteiligt waren“, sagte der Fanbeauftragte Rainer Lüdtke der dapd am Sonntag. „Man merkt bei allen eine Schockstarre. Ich persönlich dachte, wir sind viel weiter.“

„Gesichter, die ich nie zuvor gesehen habe“

Lüdtke, ser seit 14 Jahren ehrenamtlicher Fanbeauftragter von Dynamo ist, sucht nach der Katastrophe nach Gründen. Es bleiben vor allem viele Fragezeichen stehen. „Das waren Gesichter, die ich nie zuvor gesehen habe. Leute in BFC-Klamotten, die ich gar nicht kenne“, sagt Lüdtke über die Gewalttäter. „Ich habe auf einem Foto gesehen, dass mehrere auf einen einschlugen. Das sind Sachen, die ich seit zehn Jahren nicht bei uns gesehen habe.“ Lüdtke wähnte den BFC Dynamo auf dem Weg in eine bessere Zukunft.

Trügerische Hoffnung: Schon sehr lange hatte es kein Spiel mehr gegeben mit so vielen Gästefans. Rund 2.000 sollen es gewesen sein. Die insgesamt über 10.100 Besucher waren eine neue Rekordkulisse für Dynamo bei einem Heimspiel nach der Wende. Das Gastspiel des Bundesligisten war offenbar eine attraktive Plattform, um auch Leute anzulocken, „sogenannte BFC-ler“, wie Lüdtke sie nennt, die mehr auf Krawall als auf Fußball aus waren.

„Es waren zwischen 250 und 300 Personen, die Krach gesucht haben“, teilte die Berliner Polizei auf dapd-Anfrage am Sonntag mit. Wie ein Teil von ihnen praktisch ungestört von der Gegengeraden durch leere Blöcke hinüber zum Gästebereich gelangen konnte, dahinter steht ein weiteres Fragezeichen. Laut Lüdtke ist ein ungefähr ein Meter hohes Rolltor am Ende der Gegengeraden nach Schlusspfiff nicht ausreichend mit Ordnern besetzt gewesen. „Wenn die ersten auf dem Weg sind, ist es wie ein Kartenhaus, das zusammenfällt. Es gibt dann die Mitläufer“, sagt Lüdtke.

Polizei: „Wir standen vor verschlossenen Toren“

Die Polizei bestätigte, dass der Durchbruch des Fans auf ein Verschulden der Ordner zurückzuführen war. Eine Auswertung habe ergeben, „dass Maßnahmen des Ordnerdienstes, teilweise entgegen vorheriger Absprachen mit der Polizei, zu den Problemen geführt bzw. den Verlauf begünstigt haben“, hieß es in einer Mitteilung. Dies habe der für die Ordner Verantwortliche eingeräumt.

Warum aber bei einer als „Risikospiel“ eingestuften Partie nicht von vornherein Beamte zwischen den Gästen aus Kaiserslautern und den berüchtigten BFC-Fans platziert waren, ist zumindest verwunderlich. Generell sei zunächst der vereinseigene Ordnungsdienst für die Lage im Stadion verantwortlich, sagte die Polizei. „Erst wenn es zu Straftaten kommt, schreiten wir ein.“ In diesem Fall zu spät. Im Lauterer Block war bereits Panik ausgebrochen.

Die Schadensfälle konnte die Polizei am Sonntag genau beziffern: 18 verletzte Polizisten, zwei im Krankenhaus Behandelte, Strafverfahren gegen 50 Personen. Der Schaden am ohnehin ramponierten Image des Vereins lässt sich schwerer bemessen. Rainer Lüdtke überlegt, sein Amt aufzugeben: „Irgendwann fehlt die Kraft.“

Am frühen Sonntagnachmittag war dann auf der offiziellen Internetpräsenz des BFC Dynamo nichts weiter als ein ausführlicher Entschuldigungsbrief an den Bundesligisten zu lesen. Wo morgens noch der Teddy lächelte, stand nun: „Leider, leider endete ein schönes Spiel mit einer zu 99 Prozent friedlichen Kulisse in einem Albtraum.“ An ruhigen Schlaf ist in nächster Zeit wohl weder für die Vereinsverantwortlichen noch für die Opfer zu denken.

Union Berlin: Wir gegen alle

– Der Köpenicker Klub antwortet auf die Vorwürfe gegen Präsident Zingler mit einem Gegenangriff

Berlin (dapd). Ihren Trotz haben sie sich kultiviert in Berlin-Köpenick. „Scheißegal, scheißegal“, sangen die Fans des 1. FC Union voller Inbrunst nach der herben 0:4-Niederlage am zweiten Spieltag der 2. Liga gegen Greuther Fürth. Union und seine Fans, das ist eine ganz besonders verschworene Gemeinschaft.

Wir gegen alle anderen: Seit den Zeiten, als die Unioner sich über die Ablehnung gegen den „Stasi-Klub“ BFC Dynamo definierten, sehen sie sich jenem „ungleichen Kampf“ verschrieben, der im pathetischen Intro zu Nina Hagens Vereinshymne thematisiert wird.

Seit nun die „Berliner Zeitung“ am vergangenen Dienstag veröffentlicht hat, dass Union-Präsident Dirk Zingler bei einem dem Ministerium für Staatssicherheit unterstellten Wachregiment seinen Wehrdienst abgeleistet hat, zieht sich der Verein in die Verteidigungsstellung zurück – und hat in Person von Pressesprecher Christian Arbeit vor dem Heimspiel am Samstag den verantwortlichen Journalisten auch persönlich kritisiert.

Die Union-Familie ist ganz bei sich

Arbeit, Presse- und Stadionsprecher in Personalunion, lief mit dem Mikrofon über den Rasen und holte vor 15.000 Anwesenden gegen den in der Bundesrepublik geborenen Autor des Enthüllungsartikels aus: „Ich glaube, dass wir uns die Dinge nicht erklären lassen müssen von Leuten, die damals gar nicht hier waren und dann irgendwann nach Berlin gekommen sind.“

Ein begeistertes, dreifaches „Eisern Union!“ schloss sich an – die Union-Familie war wieder ganz bei sich, vereint in der Skepsis gegenüber all jenen, die ohnehin die Seele dieses gallischen Dorfes unter den deutschen Profiklubs nie begreifen würden.

Arbeit hat damit das Thema erneut aufgegriffen und die Frontstellung zementiert: Hier Union. Da die Journalisten. Wir gegen euch. „Wir können ja nicht so tun, als wäre nichts passiert, wenn die ganze Woche über jede Zeitung in Berlin praktisch täglich über das Thema berichtet hat“, sagt Arbeit auf dapd-Nachfrage.

Ihn störe die „Interpretation“ von Zinglers Armeezeit. Genauer: „Dass die Wehrdienstableistung von Dirk Zingler im Wachregiment Feliks Dzierzynski quasi als Stasi-Tätigkeit bezeichnet wird, obwohl zum Beispiel die ‚Berliner Zeitung‘ bei einem eigenen Mitarbeiter mit juristischen Mitteln gegen genau diese Gleichsetzung vorgegangen ist.“ Dass der angesprochene Zusammenhang in dem Artikel gar nicht explizit hergestellt wird, ändert für ihn nichts: „Je weiter sie aus Berlin weggehen, in München oder anderswo, bleibt als Zitat in den Zeitungen dann nur noch ‚Zingler war Stasi-Mann‘ übrig“, sagt Arbeit.

Auch über die „Art und Weise des Umgangs“ empört sich Arbeit: „Der Autor des ersten Artikels zu diesem Thema wusste genau, dass Dirk Zingler gerade im Urlaub war, als der Beitrag veröffentlicht wurde.“

Zingler weilt noch im Urlaub

Der offizielle Standpunkt des 1. FC Union ist, dass Zingler bei seiner Wahl zum Präsidenten im Jahre 2004 den Aufsichtsrat über seinen Wehrdienst in Kenntnis gesetzt hat – und das Gremium diesen nicht als ehrenrührig empfunden hat. Zingler weilt noch im Urlaub und hat sich noch nicht erklärt.

Vielleicht haben sich bis zu seiner Rückkehr die Wogen etwas geglättet. Festzuhalten bleibt: Dass Union beim Schlagwort „Stasi“ empfindlich reagiert, mag in der Klubgeschichte begründet liegen. Dass aber der Pressesprecher eines Vereins im vollen Stadion einen kritischen Journalisten attackiert, ist eine zumindest ungewöhnliche Praxis. Die Spieler jedenfalls wollen sich nur aufs Sportliche konzentrieren. Auf die Frage, ob die Debatte die Leistung auf dem Feld beeinträchtige, sagte Patrick Kohlmann: „Ich hoffe nicht.“