Die Rückkehr des Königs

– Arthur Abraham ist nach überzeugender Leistung erneut Boxweltmeister

Berlin (dapd). Während der neue Weltmeister Arthur Abraham hoch oben auf den Ringseilen stolz seinen funkelnden WM-Gürtel präsentierte, mühte sich sein Promoter abseits des Geschehens um Fassung. Ja, er sei sehr nervös gewesen, nervöser noch als gewöhnlich, gestand Wilfried Sauerland mit belegter Stimme, und zwei kleine Schweißtropfen platschten ihm wie zur Bestätigung aufs Revers. „Erst ab der fünften Runde habe ich mich etwas zurückgelehnt, weil ich merkte, dass Arthur das Ding in der Tasche hat.“

Abraham, 32 Jahre alt, ist seit Samstagabend Boxweltmeister im Supermittelgewicht. Nach teils desaströsen Erfahrungen in dieser Gewichtsklasse hat der ehemalige Mittelgewichts-Champion sich selbst und sein Umfeld versöhnt. „Wir waren sehr weit unten, und heute Abend sind wir wieder ganz, ganz oben“, schwärmte Manager Kalle Sauerland, der Sohn des Promoters. „Die letzten beiden Jahre waren eine harte Zeit, ich habe viele Tiefschläge erlebt“, sagte Abraham. „Jetzt bin ich glücklich.“ Arthur Abraham hat der Last der Erwartung an diesem Abend in Berlin gegen den zähen Robert Stieglitz standgehalten und einstimmig und eindeutig nach Punkten gewonnen.

„Wenn das anders gelaufen wäre heute, ich weiß nicht, wie ich aus dem Tief wieder rausgekommen wäre“, gab sein Trainer Ulli Wegner unumwunden zu. „Arthur hat heute die taktische Linie verfolgt, die wir festgelegt hatten“, lobte der Coach. „Wenn er das macht, kann bei ihm nichts schiefgehen.“

Abraham hatte sich, Teil eins der Taktik, gleich in der ersten Runde mit mutigen Angriffen Respekt verschafft. Stieglitz versuchte mit- und zurückzuschlagen, aber er bekam zunehmend Respekt vor den wuchtigen Haken seines Gegners, er lief ihm auch zunehmend in Konter. Abraham startete außerdem, dies Teil zwei des Schlachtplans, zur Rundenmitte stets eine kleine bis mittelgroße Offensive. Zweite Rundenhälfte gewinnen, beeindruckende Schläge landen, das bedeutet bei den Ringrichtern ja meist: Ganze Runde gewonnen. „Ja, genau das haben wir trainiert“, sagte Wegner.

„Für mich haben Kleinigkeiten den Punktsieg ausgemacht“, sagte Trainer Dirk Dzemski stellvertretend für seinen Schützling, dessen tiefe Cuts nach dem Kampf noch versorgt werden mussten. „Ab der siebten Runde hat er auf dem linken Auge nichts mehr gesehen.“ Am Sieg Abrahams gebe es nichts zu rütteln, sagte er weiter.

Man konnte hinterher mutmaßen, dass Stieglitz schon beim Einmarsch klar wurde, dass der ganze Abend eine Nummer zu groß für ihn war. Die Arena stand klar auf Seite Abrahams, der Magdeburger aus dem kleinen SES-Stall wirkte nicht nur wegen des Einmarsch-Schlagers von DJ Ötzi ein wenig deplatziert in der weiten Glitzerwelt der Hauptstadt, in deren größter, modernster Halle geboxt wurde. Es muss auch dem 31-Jährigen daher früh klar geworden sein, dass das kein Abend war, der auf eine Titelverteidigung ausgelegt war, sondern auf eine Titeleroberung.

„Robert wurde auf keinen Fall deklassiert“, wollte Promoter Ulf Steinforth klargestellt wissen, als zu später Stunde um die Ausdeutung der Niederlage gefeilscht wurde. Nach einigen Zwischenkämpfen soll er ja vertragsgemäß die Revanche gegen Abraham erhalten.

Dieser wiederum soll zunächst am 15. Dezember in Nürnberg boxen. Ob der Gegner dort eventuell Felix Sturm lautet, der sich vor dem Kampf offensiv ins Spiel gebracht hatte, blieb offen. „Naja, er wird sich das heute angeschaut haben“, sagte Kalle Sauerland mit leicht hämischem Blick, „und jetzt wird er sich das sicher noch mal überlegen.“